Buchkritik: Dror Mishani und Inspektor Avraham haben "Vertrauen"

Buchkritik: Dror Mishani und Inspektor Avraham haben "Vertrauen"
Der nächste Beweis, dass ein Kriminalroman keine "originellen" Morde braucht: Ein Tourist kehrt nicht ins Hotel zurück

Der israelische Schriftsteller Dror Mishani - Foto oben - setzt die Serie um Oberinspektor Avi Avraham fort. Dazwischen gab es „Drei“ (2019), einen überraschenden Roman über drei Frauen und einen Mann – es blieb einem die Luft weg wie bei einem Plastiksackerl über dem Kopf.

Mossad

„Vertrauen“ ist nervenschonender. Aber gefesselt ist man ans Buch, auch deshalb, weil Mishani den nächsten Beweis erbringt: Ein guter Kriminalroman braucht keine Mörder, die oft und „originell“ töten.

Ein Tourist aus Paris ist in einem Hotel bei Tel Aviv abgestiegen, ging in der Früh weg, kam nie zurück. Angebliche Verwandte kamen zahlen und seine Koffer holen. Na und? Ein Baby wird in einer Tasche vor ein Spital gestellt. Und? Daraus wird doppelt Spannung geholt. Außerdem schaut der Geheimdienst Mossad vorbei, ein Riese, getarnt mit Windmühlflügeln ...

Avraham ist ein großer Zweifler. Er wird weise, und das ist ansteckend. Hoffentlich ist sie das irgendwann einmal.

 

Dror Mishani:
„Vertrauen“
Übersetzt von Markus Lemke.
Diogenes Verlag.
352 Seiten.
22,70 Euro

KURIER-Wertung: **** und ein halber Stern

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