Buchkritik: Claude Anet und "Ariane" (ohne Audrey Hepburn)

Audrey Hepburn
Im Film war's ein Märchen: 1920 war in Russland niemand cool, nur die Frau, die eben erst maturierte

In der Filmgeschichte ist Billy Wilders „Ariane – Liebe am Nachmittag“ (1957) mit Audrey Hepburn - Foto oben - und Gary Cooper gut verankert, das Lied „Fascination“, im Film von der Hepburn mehrmals gesummt, war zwar nicht neu, wurde erst dann aber weltberühmt.

Original

Eine moderne Frau (sie hat eben erst maturiert) und ein vergleichsweise alter Geschäftsmann (Gary Cooper war damals 56) sind sehr bemüht, sich nicht ineinander zu verlieben. Am Ende, wenn er im Zug für immer wegfährt, schnappt er sie im letzten Moment, um mit ihr und so weiter und so fort. Der Film zeigte diese letzte Szene lieber nicht. Der Film knisterte nicht. Er war bloß ein Pariser Märchen.

Aber die Grundlage, der Roman des gebürtigen Schweizers Claude Anet (1868 – 1931), hat zwischen den Zeilen Sex. Und in den Dialogen, die keinen Billy Wilder brauchen, die Liebe. In Russland spielt das Original – es ist aus 1920! Das Wort cool war damals nicht bekannt, aber cooler als Ariane geht schwer.


Claude Anet:
„Ariane – Liebe am Nachmittag“
Übersetzt und mit einem Nachwort von Christian
Wachinger.
Dörlemann
Verlag.
272 Seiten.
23,70 Euro

KURIER-Wertung: ****

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