Buchkritik: Christian Klinger und "Ein Giro in Triest"

Buchkritik: Christian Klinger und "Ein Giro in Triest"
Ein Knopf fehlt im Karst, und die Leiter steht dort, wo sie nicht sein darf

Er kommt nicht mehr weg von Triest – seit seinem Buch „Die Liebenden der Piazza Oberdan“ über die Nazizeit in der Hafenstadt. Jetzt ein Kriminalroman – und man ist froh, dass ein Soldat tot an einem Baum hängt und nicht, wie heutzutage oft, die Leichen mindestens am Zeiger der Kirchturmuhr steckt, Teufelszeichen in die Brust geritzt.

Leere Särge

Triest ist Revier Veit Heinichens. Der Wiener Christian Klinger (Foto oben) weicht aus, indem er die neue Serie ins Jahr 1914 verlegt und seinen jungen Kriminalinspektor Lamprecht zu einem Radrennfahrer macht, der beim Giro d’Italia starten will.

Der Weltkrieg kündigt sich an; das Militär lässt den Soldaten am Baum verschwinden; die Särge, in denen der Thronfolger und seine Frau liegen sollten, sind leer. Außerdem ist ein Onkel eine Tante, ein Uniformknopf fehlt und eine Leiter ist, wo sie nicht hingehört. Trotzdem behält der Roman angenehm die Ruhe, ist österreichisch und italienisch und klug.


Christian Klinger: „Ein
Giro in Triest“
Picus Verlag.
296 Seiten.
20 Euro

KURIER-Wertung: ****

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