Buchkritik: Alissa Ganijewa hat "Verletzte Gefühle"

Buchkritik: Alissa Ganijewa hat "Verletzte Gefühle"
150 Jahre nach Nikolai Gogol geht es nur noch um mehr Geld. Und um Vernaderung.

Mehr als 150 Jahre nach Gogol kommt mit „Verletzte Gefühle“ eine Realsatire, in der die mittlerweile viel besser entwickelten Schlechtigkeiten einer russischen Kleinstadt hergezeigt werden.

In „Der Revisor“ und „Die toten Seelen“ war der Kapitalismus erst am Anfang, bei Alissa Ganijewa blüht er, es geht nur noch ums Geldvermehren, meist durch Korruption, und um Sex geht es auch.

Viele Viren

Am Anfang lässt sich der regionale Wirtschaftsminister aus Angst (wovor?) auf den Hintersitz eines Autos fallen, gelenkt von einem ihm völlig Fremden: Und stirbt.

Die frühere Suhrkamp-Autorin Ganijewa (Foto oben), die für dieses Buch zum Klagenfurter Wieser Verlag wechselte, ist gewitzt und witzig. „Verletzte Gefühle“ funktioniert als Groteske über die russische Provinz, wo in der Stadt der Strom ausfällt, wenn es regnet. Ein Roman, der auch als Krimi funktioniert. Das Virus der Vernaderung geht um, nicht nur in Russland.

Alissa Ganijewa:
„Verletzte
Gefühle“
Übersetzt von Johannes Eigner (= Österreichs Botschafter in Moskau)
Wieser Verlag.
250 Seiten.
21 Euro

KURIER-Wertung: ****

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