Buchkritik: Alain Damasio und "Die Flüchtigen"

Buchkritik: Alain Damasio und "Die Flüchtigen"
Das Lese-Abenteuer beginnt mit einem Vater, der seine Tochter sucht und mit Wesen, die vielleicht Klang sind

Die 800 Seiten sind ein Skandal, das geht kürzer. Aber darüber regen wir uns überhaupt nicht auf, denn „Die Flüchtigen“ ist so außergewöhnlich – sprachmächtig sowieso, aber so reich an Erfindungen, sogar Wörter erfindet Alain Damasio (Foto oben). Sein Roman wiegt offiziell 1 Kilo, aber in Wahrheit 100. Er wiegt schwer.

Privatisiert

In naher Zukunft sind die großen Städte Frankreichs privatisiert. Paris gehört Vuitton. Jeder Bürger trägt einen Ring, so wird er überwacht. (Der Ring ist die Weiterentwicklung der Smartphones.)

Ein Vater sucht seine verschwundene Tochter. Er schließt sich deshalb dem Militär an. Seine Vermutung: Ein Flüchtiger entführte sie. Flüchtige sind Widerstand. Sind ... flüchtige Wesen. Verbergen sich in den blinden Flecken der anderen. Verstecken sich in Tieren, Pflanzen, Fensterscheiben. Sind vielleicht „nur“ Klang. Wenn man sie sieht, richtig sieht, sterben sie. Klang gegen Sehen. Das Lese-Abenteuer hat schon begonnen.


Alain
Damasio:
„Die
Flüchtigen“
Übersetzt von
Milena Adam.
Matthes & Seitz.
838 Seiten.
28,95 Euro

KURIER-Wertung: **** und ein halber Stern

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