Bob Dylans Lieder waren wenig inspirierend

Bob Dylans Lieder waren wenig inspirierend
Der erwünschte Speichelfluss bei den Schriftstellern und Musikern fiel gering aus: "Look Out Kid" heißt das Buch

Bob Dylan hat in seinen Liedern selten eine Geschichte in herkömmlicher Weise erzählt. Dafür („für die poetischen Neuschöpfungen“) gab es 2016 den Literatur-Nobelpreis.

Maik Brüggemeyer – Journalist der Musikzeitschrift Rolling Stone – sieht ihn deshalb viel eher als einen GeschichtenERMÖGLICHER:

Denn die Lieder, Zitat Brüggemeyer, regen beim Zuhörer den Speichelfluss des inneren Erzählers an – den Beweis sollte „Look Out Kid“ bringen (Gib acht, Kind = kommt im „Subterranean Homesick Blues“ vor),

Es ist eines der vielen Bücher über Dylan, denn in wenigen Tagen, am 24. Mai, wird der Musiker 80.

Wie in der Eisenbahn, so könnte es sein, man schaut aus dem Fenster / man hört ein Lied – und Bilder aus dem eigenen Leben ziehen vorbei. Das war die schöne Vorstellung von Herausgeber Brüggemeyer. Lay Lady Lay / Leg dich in mein großes Messingbett ...

Nichts schreiben

Aber was machten die 20 Schriftsteller(innen) und Musiker(innen), deren Texte versammelt sind?

Die Speichelproduktion fiel in vielen Fällen eher gering aus.

Zum Beispiel notiert die Berlinerin Christiane Rösinger nur, was sie über „Don’t Think Twice, It’s All Right“ alles weiß. Und Benedict Wells („I’m Not There“) kommt nach zwei Seiten zum Schluss, „dass die vielleicht aller-dylanesqueste Weise, über Bob Dylan zu schreiben, ist, nicht über ihn zu schreiben.“ Herzlichen Dank.

Michael Köhlmeier, der heuer im August auf 900 Seiten (!) eine Katze die Menschen begutachten lässt, ist immerhin so freundlich und hat eine richtige Geschichte für uns – ausgehend von dem Geschenk, das Bob Dylan tatsächlich bekommen hat: eine Partie Schach gegen Bobby Fischer, der in den 1970ern Schach-Weltmeister war.

Bei Köhlmeier gewinnt Dylan; und ärgert sich darüber maßlos. Das hat was.

Warum man aufgefordert wird, bei der Gedichtzeile „Ein Geiger leidet artgerecht“ von Judith Holofernes an den Briefbombenattentäter Fuchs zu denken, ist unverständlich.

Dass der erste Freund von Teresa Präauer, die sich vom Lied „Man in the Long Black Coat“ inspirieren ließ, kein Dylan-Fan war, sondern lieber die Doors hörte, ist irgendwie völlig egal.

 

Maik Brüggemeyer (Herausgeber):
„Look Out Kid“
Ullstein Verlag.
272 Seiten.
18,90 Euro

KURIER-Wertung: ***

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