Bester britischer Humor: Man trägt keine violetten Socken
Kammerdiener Jeeves lebte – sozusagen lebte er – von 1917 bis 1974 ... in den vielen Geschichten von P.G. Wodehouse (1881 - 1975, Foto oben); und er lebt munter weiter, zuletzt im neu veröffentlichten Roman „Tausend Dank, Jeeves!“
Er ist der G’scheitere: Während Jeeves Vergil liest und Plinius zitiert, auf lateinisch, ist sein Arbeitgeber, der adelige Bertie, stolz darauf, dass das Frauenmagazin Mylady’s Boudoir seinen Artikel „Was der gut angezogene Herr trägt“ abdruckte.
(Die Zeitschrift gehört seiner Tante.)
Brandfleck
Jeeves passt auf, damit Bertie keine violetten Socken trägt. Das mögen zwar Chefredakteure anziehen, ein britischer Aristokrat tut so etwas nicht.
Auch verhinderte Jeeves ein weißes Sakko zur Mittagszeit, indem er beim Bügeln leider, leider einen Brandfleck verursachte; und jetzt hat er (vorübergehend) gekündigt, weil Bertie nicht aufhören will, Banjolele zu üben. Das ist ein kleines Banjo, gestimmt wie eine Ukulele. „Ol’ Man River“ übt er ständig, und alle Nachbarn verlangen die Delogierung.
Bertie, eigentlich Sir Bertram Wooster, ist seltsam, aber nur etwas – im Vergleich zu Lord Emsworth, der in seine Zuchtsau vernarrt ist. Sie heißt „Kaiserin von Blandings“.
Und Lady Florence: Mit ihr war Bertie verlobt, ein paar Tage, Jeeves konnte Ärgeres verhindern. Sie glaubt, Kinder kommen auf die Welt, wenn eine Fee niest ....
Sir P.G. Wodehouse – englischer und amerikanischer Staatsbürger – ist, gleich nach Shakespeare, der bekannteste britische Schriftsteller.
Bei ihm ist bester britischer Humor garantiert, auch in der Übersetzung des Schweizers Thomas Schlachter, der ebenfalls den richtigen Zeitpunkt für die Pointen trifft.
Es ist anzunehmen, dass Wodehouse die Aristokratie nicht als degeneriert darstellen wollte. Spaß macht er.
Dass „Tausend Dank, Jeeves!“ erstmals 1934 erschienen ist – man merkt es nicht. Dieser Witz wird nicht alt. Die Handlung? Ach, die Handlung!
Ist vorhanden. Aber nicht so wichtig. Vor allem würde allein die Kurzzusammenfassung diese Seite füllen. Viel geschieht. Bertie will die Tochter eines US-Millionärs mit seinem Freund, dem verarmten Lord Chuffy, verkuppeln. Was er dabei anstellt, klingt nach Banjolele. Am Ende wird jedenfalls eine Menge Butter benötigt.
Warum denn Butter?
Fürs Gesicht!
Warum fürs Gesicht?
(Ihr Buchhändler berät Sie gern.)
P. G.
Wodehouse:
„Tausend Dank, Jeeves!“
Übersetzt von Thomas Schlachter.
Insel Verlag.
317 Seiten.
20,60 Euro.
KURIER-Wertung: **** und ein halber Stern
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