Anthony Mccarten: Vom Kunststück, 30 Tage unauffindbar zu bleiben
Kräftemessen. Kaum jemand hat sich noch nie diese Frage gestellt: Kann man heute noch einfach abhauen, ohne Spuren zu hinterlassen und gleich aufgespürt zu werden? Ob mit dem Smartphone oder der Kreditkarte, überall bleiben digitale Fußabdrücke. An Bahnhöfen, Flughäfen, in jeder Seitengasse der Stadt, hängen Überwachungskameras. Und selbst, wer sich nach einem Überleben-in-der-Wildnis-Training in einem Wald verschanzt, hat spätestens dann verloren, wenn eine Drohne mit Wärmebildkamera das Gelände überfliegt. Die Chancen abzutauchen? Für Unbedarfte ziemlich genau Zero. Null. Oder?
Darum geht es in Going Zero. Zehn Personen werden von den US-Geheimdiensten und einem fiktiven, nerdigen Social-Media-Emporkömmling, der in der Liga eines Mark Zuckerbergs anzusiedeln ist, für ein Spiel auserkoren. Die Regeln sind einfach, die Aufgabe nicht. Ab Erhalt der Nachricht, dass das Spiel beginnt, bekommen die Teilnehmer zwei Stunden zeitlichen Vorsprung, um sich unsichtbar zu machen. Dann beginnt die Jagd. Mit aller zur Verfügung stehender Technik und künstlicher Intelligenz. Wer binnen 30 Tagen nicht gefunden wird, hat gewonnen. Das Preisgeld – drei Millionen Dollar. Völlig unterschiedliche Typen rennen mit völlig unterschiedlichen Strategien in völlig unterschiedliche Richtungen los. Vom Start-up-Unternehmer bis zum Handy- und Kreditkarten-Verweigerer. Ein Roman, so rasant geschrieben, wie das Thema brisant ist.
Kurze Kapitel, Cliffhänger. Man kann das Buch kaum aus der Hand legen. Fiebert mit jeder Figur mit. Wie mit der verschrobenen Buchhändlerin, die noch schnell Geld abhebt – ohne Maske beim Bankomat. Wie man so blöd sein kann, erfährt man freilich erst gefühlt hundert Cliffhänger später. Natürlich ist alles anders als es scheint. Wie immer hat jeder seine eigene Agenda. Und wie immer ist es nicht die, die man vermutet.