Als Frauen gefragt wurden, wie sie lieber kopulieren

Als Frauen gefragt wurden, wie sie lieber kopulieren
Zdenka Becker und die gefundenen 500 Briefe. "Es ist schon fast halb zwölf"

Es fragt der junge Karl, der in Deutschland für Hitler Flugzeugmotore herstellt, die junge Hilde, die daheim in Niederösterreich auf ihn wartet: „Möchtest du auch kirchlich kopuliert sein?“ Daran sieht man, wie lange es zurückliegt ... „Kopulieren“ wurde statt „verheiraten“ verwendet, später statt Geschlechtsverkehr, heute statt gar nichts.

Nicht mehr schweigen

Karl und Hilde sind mittlerweile 90. Er ist dement, sie pflegt ihn, so gut sie kann. Gern würde sie ihm ihr Geheimnis aus dem 1943-er Jahr verraten. Bisher beschützte sie Karl vor der Wahrheit, jetzt will sie nicht mehr schweigen. Aber hat es Sinn? Die meiste Zeit kennt Karl sie nicht mehr.

Zdenka Becker- geboren in Bratislava, lebt bei St. Pölten - hat 500 Briefe, die sie entdeckte, in einen Roman verwandelt, der große authentische Kraft hat, was Krieg, Verblendung, verdrängte Schuld betrifft. Was da seit sechs Jahrzehnten unten im Erdäpfelkeller liegt, ist dagegen fast schon unwichtig. (Es wird aber ohnehin weggeräumt.)


Zdenka
Becker:
„Es ist schon fast halb zwölf“
Amalthea Verlag.
272 Seiten.
25 Euro

KURIER-Wertung: ****

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