Fortan ist alles, was der Lyriker Alejandro Zambra tut, kindbestimmt. Das Lesen (die Literatur habe zum Thema Vaterschaft einiges aufzuholen), das Schreiben (eine Lektorin sagt ihm, er solle lieber Kinderbücher schreiben), das Schlafen (eigentlich: wach liegen und horchen, ob das Kind atmet). Überwältigt von Liebe ist dieser Mann, der da von seinem frischen Vatersein berichtet. So sehr, dass ihm manchmal sogar das Denken versagt. Aber das ist nicht schlimm, er wird jetzt viel Zeit mit Büchern verbringen, die davon berichten, wer dem Maulwurf auf den Kopf gemacht hat – ein deutscher Kinderbuchklassiker von 1989, auch in Südamerika ein großer Hit.
Der chilenische Schrift-steller Alejandro Zambra, geboren 1975, gehört zu den bekanntesten Autoren in seiner Heimat. Sechs seiner Romane liegen auf Deutsch bei Suhrkamp vor. Immer wieder geht es darin, auch aus Kinderperspektive, um die chilenische Gesellschaft, um Zeitgeschichte, um Erinnerungen an die Militärdiktatur. Auch die als Roman deklarierten Momentaufnahmen „Nachrichten an meinen Sohn“ sind gewissermaßen eine Betrachtung der südamerikanischen Gesellschaft. Dazu kommt Zambras Lebensthema Literatur. Borges bis Canetti werden zitiert, vorläufig dominiert aber Kinderliteratur. Der Erzähler liebt Bücher, die seinen Sohn zum Lachen bringen, etwa die Kinderbuchklassiker des Italieners Gianni Rodari. Im Zentrum jedoch stehen der zu schnell älter werdende Sohn und die Fragen, die sich dadurch über das eigene Leben stellen. Unter die Haut geht etwa der Moment, als Silvestre aus dem Kindergarten heimkommt und vom Tod erzählt – wegen einer verwelkten Blume. Was bedeutet das Heranwachsen des Sohnes für den Vater? Zambra zitiert einen Gedanken des peruanischen Autors Ramón Ribeyro: Jeden Zentimeter, den der Sohn wächst, schrumpft der Vater.