Bronstein hatte keinen schönen Urlaub
Es war nicht geplant, dass der jüdische Kriminalkommissar den Zweiten Weltkrieg überlebt.
„Angesichts der unaussprechlich hohen Opferzahl des Holocaust erschien es mir irgendwie unpassend, dass ausgerechnet mein Bronstein die Shoah überlebt haben sollte.“
Sagt der Autor und Historiker Andreas Pittler, dessen Krimis „Tacheles“ und „Ezzes“, „Cuzpe“, Tinnef“ und „Zores“ von 1913 bis 1938 durchs historische Wien spaziert sind. Die Bewohner hungern, morden, tragen Untergatte und Kombinege, viele Saubarteln sind unterwegs ... und man begreift politische Zusammenhänge gleich viel besser.
Tröpferlbad
Genau darum geht es ihm. Dass sich die Spannung in Grenzen hält – na und? Hauptsache, man besucht wieder einmal das Tröpferlbad im Einsiedlerpark.
Zunächst blühten diese Bücher im Verborgenen, aber seit der Nominierung für den angesehenen Glauser-Preis gehen sie in die zweite, dritte, vierte Auflage.
Demnächst soll es den Sammelband geben.
Den zunächst nicht beabsichtigten sechsten Roman, „Charascho“, gibt es bereits. Man hört aus dem Titel: 1945, die Russen sind in der zerbombten Stadt. Bürgermeister Theodor Körner steht im Rathaus und bügelt seine Hemden.
Das ist echte Geschichte. In früheren Büchern haben Stalin, Oberst Redl und Polizeipräsident Schober mitgespielt (der den Sozis gern alles in die Schuhe schob) ...
Kriegsverbrecher
Bronstein ist zurück. In Frankreich hatte er sich verstecken können, als Gehilfe eines Schreiberlings namens Samuel Beckett – aber „aus dem wird nie was“ (Bronstein). Auch Polizisten können irren.
Und was sagt die Nachbarin zu ihm, als er über Schuttberge in seine Wohnung kraxelt? „Haben S’ einen schönen Urlaub gehabt?“
Bronstein ist mittlerweile 61. Er wird um Lebensmittelmarken bitten, Wanzen vertreiben und zwei gesuchte Kriegsverbrecher finden. 2015 folgt Band sieben, dann ist er über 70. „Good bye“ wird er heißen.
KURIER-Wertung:
INFO: Andreas Pittler: „Carascho“ Echomedia Buchverlag. 376 Seiten. 20,40 Euro.
Kommentare