Britisch-portugiesische Malerin Paula Rego 87-jährig gestorben

Britisch-portugiesische Malerin Paula Rego 87-jährig gestorben
Die unheimlichen Bilder der Künstlerin, derzeit auf der Venedig-Biennale präsent, brachten ihr Vergleiche mit Goya ein

Wer Paula Rego bis heuer nicht kannte und die Hauptschau "The Milk of Dreams" der Venedig-Biennale besuchte, wird sie spätestens ab diesem Zeitpunkt nicht mehr vergessen: Der Künstlerin ist dort ein ganzer Raum gewidmet, mit beklemmenden Zeichnungen, Gemälden, monsterhaften Puppen und einer Art Flügelaltar. Überall kippt ein vertrautes, fast biedermeierliches Bildvokabular ins Groteske, werden scheinbar vertraute Figuren unheimlich, ja monströs.

Wie die Victoria Miro Galerie, die Rego vertritt, am Mittwoch via Twitter bekannt gab, ist Rego nun im Alter von 87 Jahren nach kurzer Krankheit gestorben. Die Künstlerin war Trägerin zahlreicher britischer Auszeichungen und wurde 2010 auch von der Queen in den Adelsstand erhoben.

Rego wurde 1935 in Lissabon geboren, doch ihre Familie schielte immer schon nach Großbritannien und schickte die Künstlerin früh in eine britische Schule. 1951 übersiedelte sie nach England, ab 1952 studierte sie an der etablierten Slade School of Art. Ihren ersten Erfolg als Künstlerin feierte sie als Teil der "London Group", zu der auch David Hockney oder Frank Auerbach gehörten.

 

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Rego machte die Tyrannei - gegenüber Menschen Generell, insbesondere aber gegenüber Frauen - zum Thema ihrer Arbeit. Die Diktatur in ihrem Heimatland Portugal unter dem Premier António de Oliveira Salazar war einer der Ausgangspunkte dafür - ein anderer war ihr Kampf für das Recht auf Abtreibung, in dem sie - die selbst mehrere Abtreibungen durchführen ließ - oft an vorderster Front stand. 

Bildnerisch entwickelte sie dafür eine Sprache, die traditionelle Formen - von Märchenillustrationen oder populären Bildern - mit der Satire-Tradition von Francisco de Goya oder Honoré Daumier kurzschloss und ins Albtraumhafte kippen ließ. In ihrer "Dog Woman" Serie (ab 1994) stellte sie Frauen etwa in der Haltung von Hunden dar; in der Serie "Sieben Todsünden" (ab 2019) überführte sie ihre Horrorwelt, in der auch Kindsmord und Vergewaltigung nicht außen vor bleiben, ins Medium der Puppen-Skulptur.

Rego hinterlässt eine Kunst, die zutiefst an all jenem rührt, das die Gesellschaft lieber nicht hört und sieht, und die Auseinandersetzung einfordert. Möglich wird dies in zahlreichen Institutionen, die Regos Kunst bewahren - etwa die britische Tate Gallery oder die Gulbenkian Foundation in Lissabon. In Cascais nahe Lissabon gibt es seit 2009 auch ein eigenes Paula Rego-Museum, die "Casa das Historias" (Haus der Geschichten).

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