Boy: "Japan war ein Kultur-Schock"

Boy besteht aus Sonja Glass (links) und Valeska Steiner.
Das Pop-Duo Boy bereiste mit seinem Debüt die Welt. Jetzt startet es zum Comeback.

Vierzehn Millionen Mal wurde ihr Song "Little Numbers" von 2011 alleine auf You Tube angeklickt. Das gibt dem deutsch-Schweizer Duo Boy jetzt "die beste Antwort, die wir geben können", wenn sie zur Veröffentlichung ihres zweiten Albums "We Were Here" gefragt werden, was sie in all den Jahren dazwischen gemacht haben.

"Wir waren auf Tour", strahlt Sonja Glass, die deutsche Boy-Hälfte, im KURIER-Interview. Denn der Singer/Songwriter-Pop der beiden war nicht nur in Europa gefragt. Ihr Debüt-Album wurde darüber hinaus auch in den USA und Japan veröffentlicht und Boy zu Auftritten dorthin geladen.

"Japan war ein Kultur-Schock", erinnert sich Textautorin Valeska Steiner. "Zwar hatten wir vorher viel darüber gelesen h, weil dort ja ein ganz anderer Verhaltenskodex gilt. Aber während des Auftritts – wir haben akustisch gespielt – waren die Leute so wahnsinnig ruhig. So dachten wir schon: ,Oh je, es gefällt ihnen nicht!‘ Aber danach kamen sie zu uns – oft mit Tränen in den Augen – um uns zu sagen, wie berührt sie davon waren. Da realisierten wir, dass das ihre Kultur ist: Dass sie die Musik sogar sehr intensiv erlebt haben und nur höflich und respektvoll waren und nicht stören wollten."

Auch wenn Boy mit "We Were Here" ihrem luftigen, mal fröhlichen, mal verträumten Sound treu geblieben sind, klingen die beiden damit doch reifer und eindringlicher als auf dem Debüt. Mit gutem Grund: "Wir haben eineinhalb Jahre lang hart an dieser Platte gearbeitet", sagt Sonja Glass. "Wir haben sehr viele Stücke bis zum Ende ausgearbeitet, aber dann doch wieder verworfen, weil sie uns nicht mehr berührt haben, keinen Zauber hatten."

Panisch

Wichtig war den beiden auch, dass es dabei nicht um Tour-Erlebnisse geht. Deshalb hat der Song "New York" nichts mit den drei Auftritten von Boy im Big Apple (einer davon in der renommierten Webster-Hall) zu tun: "Wir hatten eine Phase im Songwriting-Prozess, wo die Muse weg war", erzählt Steiner, die wegen Boy von Zürich nach Hamburg gezogen ist. "Einmal telefonierten Sonja und ich deshalb und wurden dabei panisch. Wir sagten: ,In Hamburg passiert ja auch nichts. In New York müsste man sein, da gibt es an jeder Ecke Inspiration!‘"

Obwohl sie schon nach Flügen suchten, kam es nie zu dem Trip. Stattdessen arbeiteten die beiden mit Selbstüberlistung: "Ich dachte, was wäre in New York anders? Vielleicht nur, dass man mit offeneren Augen durch die Stadt geht, weil man dort fremd ist. So gingen wir dann in Hamburg in einen kleinen Club und bildeten uns ganz fest ein, in Brooklyn zu sein. Das funktionierte: Plötzlich bekam alles mehr Glanz. Und ich hatte die Idee zu diesem Song."

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