Die Blüten der Jahreszeiten
Man kann auch durch einen Beinbruch zum Tanzen kommen. Wie Moses Pendleton, einer der originellsten amerikanischen Choreografen. Ursprünglich war er Skirennläufer, ist mit Franz Klammer befreundet, und entdeckte erst in der medizinischen Rehabilitation seine Liebe zum Ballett.
Visuelle Spezialeffekte
Eine weiße Rose. Bigger than life. Projiziert auf die Bühnenleinwand. Allmählich wird sie kleiner und kleiner. Am Ende zum winzigen Punkt am Horizont.
Später sprießen die Knospen des Frühlings, wiegen sich Sonnenblumen vor dem blitzblauen Himmel. Ein Laubwald beginnt zu tanzen. Dann Rausch und Ekstase einer Mittsommernacht.
„Botanica“ im Berliner Admiralspalast ist ein Spaziergang durch die Natur. „Bei mir zu Hause laufe ich oft stundenlang durch meinen Garten und sauge alle Eindrücke in mich auf: die Pflanzen, die Tiere, das Licht“, sagt Moses Pendleton, Hobby-Gärtner aus Leidenschaft.
Er hat 1980 die Abschlusszeremonie der Olympischen Winterspiele in Lake Placid, USA, choreografiert.
Ein Jahr später gründete er seine eigene Modern Dance Company Momix, die visuelles Theater und Tanz verbindet. Momix steht seither für einen Tanz-Illusionismus, der sich durch visuelle Spezialeffekte und raffinierte Kostüme auszeichnet.
Die Blumenbilder der Show
Florale Passionen
„Das Leben vor unserer Tür im Ablauf der Jahreszeiten bringen wir mit ,Botanica‘ auf die Bühne.“ Das Ensemble kreiert aus den menschlichen Körpern Tiere, Pflanzen und Fabelwesen, die aus „Alice im Wunderland“ stammen könnten.
Der Tanz-Exzentriker Pendleton stand vor der Frage: „Wie können wir fünf Frauen in Ringelblumen verwandeln? Ganz einfach, wir stecken sie in Petticoats.“
Tanz der Puppenspieler
Momix ist visuell, skurril und fröhlich ebenso wie sinnlich und körperbetont. Ohne Slapstick, aber mit Humor. Die Show spielt mit Doppel- und Dreifach-Deutungen, überrascht mit Visionen, die so oder anders interpretiert werden können.
Der Man Fan zum Beispiel kann eine Blume sein. Oder aber ein essbarer Pilz. Oder eine Muschel. In einer mysteriösen Flora-und-Fauna-Atmosphäre mutieren die Tänzer zu skurrilen Fabelwesen, gruppieren sich zu einem Reigen von Zentauren und schweben wie Quallen im Meer.
Vor allem sind sie nicht nur Tänzer, sondern auch Puppenspieler. „Sie müssen das Gesamtbild zum Tanzen bringen, nicht nur ihre eigenen Körper“, sagt Pendleton. Die Bilder der Show kommen wie Schnappschüsse daher. Augenblicke, die von der Wandlungsfähigkeit aller Lebewesen künden.
Katastrophen sind in dieser außergewöhnlichen Ästhetik nicht vorgesehen. Kein Zufall, sondern eine bewusste Entscheidung des 64-Jährigen: „Ja, Natur bedeutet auch, dass der Vogel den Wurm frisst, aber mir ist der positive Blick auf die Natur lieber.“
INFO: 11.–12. 2. Innsbruck; 14.– 16. 2. Bregenz, Festspielhaus; 19. –25. 2. Wien, Stadthalle F; Tickets ab € 26,90 ; 01/88 0 88 oder 01/96 0 96
www.momix-show.at
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