Bad-Taste-Party im Museum

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Die Schau "Böse Dinge" im Wiener Hofmobiliendepot zeigt 100 Jahre Kitsch.

Ein Blick in das Werkbund-Archiv ist nur für Menschen mit Geschmacksnerven aus Stahl zu empfehlen, oder für Zeitgenossen mit schrägem Humor. Wer eines von beiden besitzt, ist in der Ausstellung „Böse Dinge“ im Hofmobiliendepot Wien goldrichtig (ab 19. Februar). Da ist zum Beispiel dieses eine makabre Souvenir aus Afghanistan: ein Teppich mit dem von rechts nach links zu lesenden Schriftzug „2001/11/September“. Auf dem gewebten Bild sind die beiden Linienmaschinen beim Einschlag in die Twin Towers zu sehen, mit Flammen übrigens und historisch außerdem falsch, weil sie gleichzeitig eintreffen.

Exponate der Ausstellung

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Objekt: Meissener Porzellan im Schloss Weyer in Gmunden: Die legendäre Affenkapelle - ein Geschenk Ludwig XV. an die Marquise de PompadourOrt: GmundenDatum: 4.5.2007Bild: Walter Schweinöster

Nicht weit entfernt stehen weitere Geschmacklosigkeiten: ein weiblicher Unterleib als Aschenbecher, ein Russisches-Roulette für Kinder – aus der Pistole kommen Süßigkeiten, rosa Penisschlapfen für die Hausfrau. Manch eine(r) wird kichern, manch einer wird an dieser Erheiterung Anstoß nehmen, aber genau das wollen die Kuratoren der Ausstellung, Renate Flagmeier und Imke Volkers: „polarisieren, Diskussionen anstoßen“.Billige Nippesfiguren, absurd gestaltete Bierkrüge und schräge Souvenirs überschwemmten zur Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert den Markt. Die Wohnungen der meisten Menschen waren bis dahin karg eingerichtet, „man hatte einen Sonntags- und eine Alltagskleidung, aber nichts Überflüssiges“, sagt Renate Flagmeier. Sie kuratiert die Ausstellung.

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Brotkorb
Der Begriff „Made in Germany“, heute ein Synonym für Qualität, wurde in England geprägt und war um 1900 eine Bezeichnung für besonders minderwertiges Kunstgewerbe.

Damit auch klar war, was schlechter Geschmack war, wurde 1909 ein Kitschmuseum in Stuttgart eingerichtet, mit Hunderten Objekten des „Ungeschmacks“, von Schnurbartkämmen in Gestalt eines Frauenbeins bis zu scheinbaren Prunkkannen aus Keramik, die eine Metallarbeit vortäuschten.

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© Werkbundarchiv - Museum der Dinge/ Foto: Armin Herrmann

Bestände gibt es noch und sie sind Teil der Wiener Schau, die um aktuelle Scheußlichkeiten ergänzt wird. Heute sei das Qualitätsbewusstsein höher als im frühen Industriezeitalter, man könne von „reflektiertem Kitsch“ sprechen, sagt Volkers, man kaufe Kitsch bewusst ein, um sich zu erheitern. Rückblickend seien die Bemühungen des Werkbundes und seines eifrigsten Kämpfers wider die Geschmacksirrungen, Gustav Edmund Pazaurek, gescheitert, sagt die Kuratorin, „würde Pazaurek heute in Souvenir-Shops einkaufen gehen, er würde sich die Haare raufen, am liebsten hätte er Strafgesetze dagegen geschaffen“, sagt Volkers. Pazaurek teilte seine Hassobjekte bewusst in Kategorien wie „Materialvergewaltigung“ oder „Materiallüge“ ein.

INFO: "Böse Dinge. Enzyklopädie des Ungeschmacks", die vom 19.2. bis zum 6.7. im Hofmobiliendepot und Möbel Museum in Wien7, Andreasgasse 7 zu sehen ist.

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