Zurück im Jahr 1994: Alles ganz wie früher
Jochen Distelmeyer schien am Samstag selbst ein wenig überrascht, als er mit Zigarette in der Hand auf die Bühne in der Arena Wien zurückkam, um die erste Zugabe anzustimmen. "Na, wer hätte das gedacht?", kam es dem Frontmann von Blumfeld da verschmitzt über die Lippen.
Stimmt, wer hätte das gedacht, fragte man sich im Publikum stehend und war sich doch nicht ganz sicher, was er denn jetzt eigentlich gemeint hatte.
Eine Überraschung war es nämlich schon, als Blumfeld ankündigten, anlässlich 20 Jahre "L’État Et Moi" noch einmal gemeinsam auf Tour gehen zu wollen.
Mit dem gefeierten Album brachte die Band aus Hamburg 1994 den Ernst in die deutschsprachige Popmusik. Wie bei anderen Diskurs-Bands, den Goldenen Zitronen oder den Sternen, ging es darum, wütend und kritisch zu sein – wie kein zweiter verstand es Jochen Distelmeyer dabei jedoch, auch mit Lyrik und Pathos zu hantieren. "Ich hab’ keine Knochen mehr, dafür Tinte für 20 Bücher im Bauch."
Man muss es bedauern, dass einem solche Sätze heutzutage auf keinem Pop-Album mehr begegnen. 2007 kam dann die Trennung – und jetzt also die Zugabe, die Jubiläumstour, 20 Jahre nach der jugendlichen Revolution, mit einem Jochen Distelmeyer, mittlerweile 47.
Also noch einmal: "Wer hätte das gedacht". Wer hätte gedacht, dass Blumfeld noch einmal so begeistern können. Hatte das Publikum zu Beginn des Abends noch verhalten reagiert, gab es ab dem getriebenen "2 oder 3 Dinge, die ich von dir weiß" kein Halten mehr. Gespielt wurden auch Lieder vom 1992er-Debütalbum "Ich-Maschine". Besonders schön: "Der Penismonolog" mit dem wunderbaren Satz "Ich hab nichts gegen Menschen als solche, meine besten Freunde sind welche". Das Publikum – das großteils im selben Jahr maturierte, als "L’État Et Moi" erschien – bedankte sich mit lauten Zugabe-Rufen. Insgesamt sieben sollten es werden.
Keine zu viel.
KURIER-Wertung:
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