Blick ins Museum durch die Hintertür

"Blühendes Gift": Ausstellungsansicht mit Installation "Glossolia" von Helen Chadwick (1993) im Vordergrund
Die Schau "Blühendes Gift" zeigt Nischen und Seltsamkeiten der mumok-Sammlung.

Die ausgestopften Schneehühner am Beginn der Ausstellung sind das erste Rätsel: Auf Anfrage heißt es, die Tiere stünden für die Kuratoren, die sich an die weißen Hallen des Museums anpassen mussten wie Vögel an den Schnee.

Die Hühner sind in diesem Fall Studierende des Programms „Master in Critical Studies“ an der Akademie der bildenden Künste Wien: Sie konnten auf Basis der rund 10.000 Werke starken mumok-Sammlung eine Schau zusammenstellen, die bisweilen kryptisch, zugleich aber äußerst frech und schräg daherkommt.

Keine großen Namen

Das Team – 20 Studierende und die zwei Lehrenden Constanze Ruhm und Diedrich Diederichsen – suchte bewusst die „Nischen“ zwischen den großen Namen aus Pop Art und Aktionismus, die sonst das Profil des Museums bestimmen. Feminismus und die Strategien von Künstlerinnen, sich innerhalb der so oft als Männerverein geführten Kunstszene zu positionieren, leiteten die Auswahl an.

Blick ins Museum durch die Hintertür
Madame d'Ora (Dora Kallmus) Ohne Titel aus der Serie: Schlachthäuser in Paris, 1946–1948
Der resultierende Parcours, teils buchstäblich auf Überbleibseln der vorangegangenen Aktionismus-Ausstellung errichtet, zeigt das Museum in all seiner Seltsamkeit: Das riesige Gemälde „Cape Canaveral“ der Österreicherin Isolde Joham (1981–’82), das in seiner unteren Zone eine Cowboy-Szene und in der oberen das Space-Shuttle zeigt, wirkt zugleich wie die Apotheose und die Karikatur des US-Fotorealismus, der im mumok sonst stark vertreten ist. Die Arrangements von Tierkörpern, die Dora Kallmus alias Madame d’Ora 1946 in Pariser Schlachthöfen fotografierte, eröffnen mit drastischen Mitteln surrealistische Ästhetik.

Das Werk im Zentrum

Wenn so manche Gliederung und theoretische Volte in der Schau schwer nachzuvollziehen ist, dann deshalb, weil die Studierenden die Geschichte und Aussage einzelner Werke über ein übergestülptes „Thema“ stellten.

Dem Museum tut die Intervention von außen aber gut – nicht zuletzt zeigt sie, wie so manches Objekt ins Haus gelangt: Das Kunstwerk „Bleiplatte aufgeweht“, das der Künstler Edelbert Köb 1975 schuf und 2010 in seiner Funktion als mumok-Direktor großzügig dem Museum schenkte, ist diesbezüglich ein echtes Highlight.

Bis 24. 4. 2016., Infos auf mumok.at

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