Bissiger Humor, genaue Analyse: die Waffen des Pazifisten

Max Uthoff, bekannt aus der ZDF-Satire-Show "Die Anstalt".
Kritik: Max Uthoff, bekannt aus der ZDF-Satire-Show "Die Anstalt", zu Gast im Stadtsaal.

Wer über den Tellerrand schaut, sieht viel mehr von der schmutzigen Tischdecke." Ums Falsche im richtigen Leben dreht sich im Grunde das Politkabarett im Stadtsaal mit Max Uthoff, bekannt aus der ZDF-Satire-Show "Die Anstalt", und sein 3. Solo "Gegendarstellung".

Über ein Megafon verkündet er das Erfolgsrezept der Herrschenden: "Wer immer dasselbe sagt, hat recht!" Sätze wie "Steuerprivilegien für Reiche kurbeln die Wirtschaft an" würden nicht wahrer, nur weil man sie gebetsmühlenartig wiederholt, sagt der Kabarettist aus Bayern. Sie sind so sinnvoll wie ein Drehzahlmesser oder die Riesterrente für Selbstmordattentäter.

Kapitalismuskritik

Die Parteien und Politiker aller Couleurs in Deutschland und die Medien, "für die Rufmord als natürliche Todesursache gilt", bekommen ihr Fett ab. Schlag auf Schlag entlarvt er die mörderischen Geschäfte der Waffenhändler, die Sprücheklopfer, ihre Scheinargumente, die neoliberale Politik und den Nationalismus als "die Straßenhure unter den Gefühlen".

Er weist nach, dass der Kapitalismus kein Religionsersatz sondern selbst eine Religion ist. Um schließlich zu verkünden, honoriert mit Szenenapplaus: "Toleranz bedeutet für mich, alle Religionen gleich zu verachten."

Uthoff ist boshaft und böse, ätzend sarkastisch und ungebremst zynisch. Aber sein Humor ist frisch, direkt, und immer argumentativ untermauert. Er führt uns Angela Merkel vor bei der Teestunde mit den feinen Damen der Großindustrie, wettert gegen Menschen, die in Schubladen denken, und gegen gesellschaftliche Phänomene wie die weit verbreitete Sehnsucht nach einer heilen Welt.

"Aber wie heil ist eine heile Welt, in der Hansi Hinterseer singen darf?"

KURIER-Wertung:

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