"Ein Pakt fürs Leben"

Charlie Chaplin, der Tramp: Der Roman lässt ihn auf die Kindheit bis in die 1920er-Jahre zurückblicken.
Charlie Chaplins Biografie wurde ergänzt. Nicht unbedingt mit der Wahrheit. Aber schön.

Der Tod hat den Film erfunden. Ein Geschenk, damit wir uns erinnern können. Damit sich andere an uns erinnern können. Der Tod ist gar kein so Böser. Mit Charlie Chaplin hat der Tod sogar getanzt, ehe er ihn am 24. Dezember 1977 holte ...

Der Italiener Fabio Stassi führt uns in „Ein Pakt fürs Leben“ an die Kitschgrenze. Macht aber nichts. Zu Weihnachten spielt das überhaupt keine Rolle. (Zu einem anderen, unterkühlten Zeitpunkt müsste man dem Buch einen halben Wertungsstern abziehen, aber jetzt nicht, jetzt passt es.) Glauben wir es einfach.

Und glauben wir: Der Tod hatte einen Handlanger. Einen schwarzen, riesigen Zirkusclown, der ums Jahr 1900 in London kein Star war. Er durfte dem Messerwerfer die Messer reichen, und zusammenkehren durfte er.

Der Clown war in die ungarische Reitakrobatin Eszter verliebt. Und als sie nach Amerika ging (sehr traurige Geschichte, was dort mit ihr geschah), hat er sich in den Tigerkäfig zurückgezogen und dort die erste Filmkamera erfunden. Klar, dass ihm der Tod dabei geholfen hat. Ohne Hilfe geht so was im Tigerkäfig überhaupt nicht.

Lücken gefüllt

Das ist das Thema des Romans. Obwohl: Hauptfigur ist Charlie Chaplin. Man weiß viel über ihn, und doch gibt Lücken, angefangen bei seiner Kindheit in London, beim Zirkus. Fabio Stassi hat sie gefüllt. Er hat sie mit Poesie gefüllt. Der heute 51-Jährige hat ja schon in „Die letzte Partie“ aus dem nicht so bekannten kubanischen Schachweltmeister der 1920er-Jahre namens Capablanca Musik herausgeholt.Und Krieg. Chaplin beflügelte seine Fantasien noch viel mehr. Ihn lässt er, am Ende angelangt, einen Brief an Sohn Christopher schreiben. Der war damals 15. Und ihm verrät Chaplin, was er nie zuvor verraten hat.

Klein gebaut

Wie er in Amerika nach Eszter suchte und den Filmapparat des Clowns fand. Aber er schreibt auch, wie er mit Stan Laurel in einem Klavier versteckt in New York angekommen ist. Und Boxer wurde, Tierpräparator, Zwischentitelautor beim Stummfilm ... Das meiste stimmt. Chaplins Philosophie ist stark: „Mutter Natur hat mich ziemlich klein gebaut, sodass ich vor keinem auf die Knie gehen muss.“

Und er erzählt Christopher auch vom Tod, der ihn erstmals am 24. Dezember 1971 im Schweizer Haus besuchte. Der Tod ließ sich auf den Deal ein: Bringt ihn der Alte zum Lachen, verschont er ihn bis zum nächsten Heiligen Abend. Sechs Mal gelang es Chaplin, nachdem er sein Vagabundenkostüm angezogen hatte. Jaja, lachen verlängert das Leben. Wir wissen’s eh. Hier ist der Beweis.

Die Nachfrage nach kuscheligen Büchern ist zurzeit groß. Wundert das jemanden? „Ein Pakt fürs Leben“ wärmt bis in die Zehen.

"Ein Pakt fürs Leben"
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Fabio Stassi: „Ein Paktfürs Leben“. Übersetzt von Monika Lustig. Verlag Kein + Aber. 336 Seiten. 20,50 Euro. Mit Zugangscode für eBook. KURIER-Wertung:

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