Bill Bailey: Mit zwei Klicks zur Popkultur
Wir finden auf der ganzen Welt unser Publikum." Für einen Musiker wäre ein Satz wie dieser wohl selbstverständlich. Aus dem Mund eines britischen Comedians wie Bill Bailey ist so eine selbstbewusste Ansage aber doch gewöhnungsbedürftig.
Was ist mit lokalen Eigenheiten – von Jörg Haider bis Wiener Schnitzel? Was ist mit dem typisch österreichischen Humor? "Die gibt es natürlich", sagt der britische Stand-up-Comedian, der mit seinem Programm "Qualmpeddler" am Montag im Wiener Gartenbaukino zu sehen sein wird, im Interview mit dem KURIER. "Aber wir leben in Zeiten von YouTube. Das heißt, wir sind immer nur zwei Klicks von denselben Serien, denselben Filmen, derselben Popkultur entfernt."
Reality Stars und Castingshows gebe es eben überall. Diese Erscheinungen und Auswüchse der modernen Medienkultur sind es dann auch, auf die der 50-Jährige in seinem Programm eingeht.
Qualmpeddler bedeutet übersetzt so viel wie "Sorgenhausierer". "Ein Peddler zog im Mittelalter von Haus zu Haus und erzählte für Geld Geschichten oder sang kleine Ständchen." Und das, so Bailey, beschreibe ja nach wie vor die Essenz von Stand-up-Comedy.
Verständigungsprobleme hätte Bailey bei seinen Gastspielen im Ausland dabei noch nie festgestellt. Im Gegenteil: "Ich bin immer wieder überrascht, wie sehr die Menschen nicht nur die Sprache, sondern auch den britischen Witz dahinter verstehen."
Kulturexport
Mit Bailey kommt bereits der vierte britische Comedian innerhalb eines Jahres nach Wien. Norman Shetler, Geschäftsführer des Wiener Gartenbaukinos, hat die Reihe "Stand Up, Vienna!" gemeinsam mit Lidia Petrovski und Christian Dorrer bereits 2010 erdacht.
Mit Eddie Izzard kam es dann Ende Mai 2013 zum ersten Auftritt eines englischsprachigen Comedians. Dylan Moran und Russell Brand folgten, stets vor ausverkauftem Haus.
Den Erfolg können sich die Initiatoren selbst nicht so ganz erklären. Zu Beginn hätten sie ihre Hoffnungen vor allem auf "Expats", also in Wien arbeitende Engländer und Amerikaner, gesetzt. Aber die Erfahrung hat laut Shetler gezeigt: "Es kommen auch die Wiener. Als Eddie Izzard spielte, saßen damals auch die Wiener Kabarettisten von Michael Niavarani bis Thomas Maurer im Publikum." Berührungsängste, wie sie zwischen österreichischer Kleinkunstszene und Comedy aus Mario-Barth-Deutschland bestehen, die gibt es nicht.
Entgegen anfänglicher Bedenken hat sich das Gartenbaukino mit seinen 736 Sitzplätzen dabei auch baulich als gut gewählter Kompromiss zwischen Comedy-Mehrzweckhalle und Kleinkunstbühne erwiesen.
Weshalb ausgerechnet britische Comedy so erfolgreich ist? "Vielleicht weil es bei uns so viel regnet? Ich weiß es nicht genau. Wir Briten regen uns einfach gerne auf", meint Bailey.
Dass er dem Wiener Schmäh damit mitunter näher ist als sein Comedy-Kollege Mario Barth, weiß Bill Bailey wohl gar nicht.
Und das ist vielleicht auch gut so.
Seit Mitte der 90er gehört der 1964 im südenglischen Bath geborene Bailey zu den Größen der britischen Comedy-Szene. Unkonventionell sind seine exzessiven Musikeinlagen, in denen er auch schon einmal Heavy Metal lautmalerisch mit deutschen Texten unterlegt. Bekannt wurde er u. a. mit der BBC-Serie „Black Books“ und „Spaced“ (mit Simon Pegg). Weitere Infos und Restkarten gibt es unter www.gartenbaukino.at
Kommentare