Bilderbuch in der Arena: Umjubelt und vergoldet

Drüben im Beisl hat es angefangen!" Maurice Ernst, der Sänger von Bilderbuch, steht auf der Open-Air-Bühne der ausverkauften Wiener Arena – dort, wo schon David Bowie und Patti Smith standen – und zeigt nach links. "Sieben Jahre ist das her", sagt er. "Und drei Monate, dass wir hier in der Halle waren."

Es zeigt deutlich den Aufstieg, den Bilderbuch in den letzten Jahren hingelegt haben. 2012 hätten sie sich beinahe aufgelöst. Zu lange hatte man in der Indie-Szene gerackert, zu wenig war weitergegangen. Der Schlagzeuger stieg aus. Doch das war der Glücksfall, der den jetzigen Erfolg begründete. Denn der neue Drummer Philipp Scheibl kommt aus der Hip-Hop-Szene und schuf damit die Basis für den neuen Bilderbuch-Sound.

Bilder vom Konzert

Wuchtig

Jenen Sound, mit dem das Quartett jetzt auch Deutschland erobert hat. Den, der kurz bevor Bilderbuch in der Arena auf die Bühne gingen, mit einer goldenen Schallplatte für die jüngste CD "Schick Schock" belohnt wurde.

Und jetzt steht Ernst da, in seinem goldenen Anzug, und zelebriert alles, was dieser Titel ausdrückt: Den Sound, der schicken, manierierten Elektro-Pop mit Funk und Rock verbindet, seine nasale, hohe Stimme mit wuchtigen Drums und Bässen paart. Die spritzig-witzigen Texte, in denen sein Penis (obwohl er dieses Wort hier lieber nur gestikuliert als ausspricht) in einem Satz mit seiner Vorliebe für Camus und Proust erwähnt werden darf.

Er rappt und flötet so affektiert wie Falco. Und stürzt sich dann so rabiat in manche Songs, als wäre er Punker. Dazu tänzelt er neckisch über die Bühne, inszeniert sich augenzwinkernd als Sexsymbol. Die Teenie-Mädchen vorne honorieren das mit Boy-Band-Gekreische, die älteren Semester hinten mit dem, was Ernst zu Beginn eingefordert hat: "Shakets euern Hintern".

Sie sind ja auch infektiös, die Beats von Hits wie " Spliff", "Softdrink" und "Feinste Seide". Dann zieht sich er sich theatralisch und ganz langsam – natürlich goldene – Handschuhe an. Jeder weiß, was jetzt kommt: Das Finale mit dem Durchbruchs-Hit "Maschin".

Und da plärren jetzt alle mit. Die ohnehin schon seit Beginn enthusiastischen Bilderbuch-Fans genauso wie die Pop-Fans, die aus Neugier auf das Phänomen gekommen waren und den rhythmusbetonten Sound anfangs vielleicht doch zu sperrig fanden.

KURIER-Wertung: