Besorgnis über das "finanzielle Ausbluten" der Kultur in Wien

Anna Badora, die Direktorin des Volkstheaters, kämpft mit Auslastungsproblemen, die Politik steht aber hinter ihr.
Volkstheater: Die Gewerkschaft fordert das Ziehen der Notbremse, die SP-Politik macht die Mauer.

In den letzten Monaten gab es wiederholt Gerüchte über eine schlechte Auslastung des Volkstheaters. Anna Badora, die neue Direktorin, wie auch Cay Stefan Urbanek, der kaufmännische Leiter, beteuerten immerzu, dass es keine Probleme gebe. Konkrete Zahlen verweigerten sie.

Die Situation scheint aber doch hoch problematisch zu sein. Die APA berichtete, dass es "intern mitunter heftige Kritik an künstlerischen Entscheidungen, die man für die teilweise äußerst geringe Auslastung mancher Produktionen und einen Rückgang der Abonnenten-Zahlen verantwortlich macht", gegeben habe.

Am 16. April befassten die Gewerkschaftsvertreter sogar den Wiener SPÖ-Landesparteitag mit dem Volkstheater: In einem dort einstimmig angenommenen Antrag wurde neben der zu geringen Subvention ausdrücklich die "schlechte Auslastung", die "hohe Anzahl an Schließtagen" und die "hinterfragungswürdige Leitung der Spielstätte Hundsturm" für den "ausbleibenden Finanzerfolg" angeführt.

Mailath hat Vertrauen

An den Stiftungsrat des Volkstheaters erging die Forderung, "bei anhaltenden künstlerischen Misserfolgen die personelle Notbremse im Management zu ziehen". Aus dem Büro von Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ) hingegen heißt es: "Wir haben Vertrauen in die künstlerische Leitung."

Wolfgang Ruttenstorfer, ehemaliger SPÖ-Finanzstaatssekretär und nun Vorsitzender der Volkstheater-Privatstiftung, nahm zudem in einem Brief zu den Vorwürfen der Gewerkschaft Stellung. Er kritisierte indirekt die Kulturpolitik: "Ich teile Ihre Besorgnis, dass die Wiener Kultureinrichtungen finanziell ausbluten. Egal welche Einrichtung man anspricht, die Fördermittelentwicklung der letzten Jahre kann mit der allgemeinen Teuerung und schon gar nicht mit der – oft moderaten – Valorisierung von Löhnen und Gehältern mithalten."

Der Politiker macht Badora und Urbanek die Mauer: "Die Direktion hat mein Vertrauen, das Volkstheater auch zukünftig erfolgreich zu führen." Die Bühne gehe "den richtigen Weg der Erneuerung". Es werde wichtige Arbeit geleistet, das Genre "auch für die kommenden Jahre fit, aussagekräftig und attraktiv zu machen".

Kapitalismus à la SPÖ

Ruttensdorfer bekennt sich somit zur Entscheidung vom März, die Werkstätten mit 1. Juli zu liquidieren. Betroffen sind 18 Mitarbeiter. Nach wochenlangen Verhandlungen wurde am Donnerstag ein Sozialplan abgeschlossen. Das Volkstheater erhofft sich dadurch eine jährliche Ersparnis von 400.000 Euro. Was mit den Werkstätten passiert, sei noch nicht entschieden.

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