Der Mensch als Ameise
Zugegeben - dass sich individuelle Reisevorstellungen an der Adriaküste nur schwerlich verwirklichen lassen, ist jetzt wirklich nichts Neues. Bernhard Langs Sicht auf das All-Inclusive-Erlebnis der Marke Lignano bietet dennoch neue Einblicke. Von der oststeirischen Großfamilie, die auf ihre tägliche Dosis Andreas Gabalier auch am Strand nicht verzichten will, ist in 200 Metern Höhe nämlich nichts mehr zu hören.
Und doch bleibt es unangenehm. Streng geordnet liegen die Pauschaltouristen da am Strand, aufgefädelt an den Sonnenschirmreihen der Ressorts. Die kilometerlangen Sandstrände, die im Prospekt versprochen worden waren, klingen da plötzlich wie eine gefährliche Drohung.
Mikrokosmos aus der Makroperspektive
"Meine Bilder zeigen die Dinge aus einer Sicht, die vielleicht noch nicht so verbraucht ist", erklärt der Münchner Fotograf Bernhard Lang die Wirkung seiner Arbeit. "Aerial Views" hat er seine fortlaufende Serie genannt, in der er seit 2010 aus Hubschraubern oder Sportflugzeugen heraus fotografiert. Keine Landschaften allerdings, sondern eben den Menschen selbst - und vor allem die Spuren, die er hinterlässt. Denn Lang zoomt gerade so weit aus der Lebenswelt der Menschen raus, dass man die Lage neu erkennt, aber nicht weit genug, um die Zusammenhänge aus den Augen zu verlieren.
Zuletzt gelang ihm das mit seinen Aufnahmen von Bremerhaven, für die er beim "International Photography Awards competition" Ende September den dritten Platz in der Kategorie "Architecture-Industrial" belegte. Auch hier überrascht das Muster der in Reih und Glied gestapelten Container. Die 2-D-Optik, Lang fotografiert aus einem 90 Grad-Winkel, unterstützt die Plan-Optik der Bilder; und der Mensch wuselt unaufhörlich darin rum, ohne es zu merken.
Bernhard Lang im KURIER-Kurzinterview
Können Sie sich noch an Ihr erstes Foto erinnern?
Nein. Ich glaube irgendein Familienmotiv mit Vaters’ Kamera.
Welche Motive fotografieren Sie gerne?
Meine Leidenschaft gilt der Aerial Fotografie. Neben dem Aerial Views Projekt arbeite ich aber auch noch als Werbefotograf in München. Dabei bereit mir die Arbeit mit Menschen bei Porträtaufnahmen oder in der Sportfotografie ebenso viel Freude.
Analog oder digital?
Während meiner Ausbildungszeit gab es noch keine Digital-Fotografie . Deswegen habe ich die analoge Fotografie auf Film (auch mit Grossformatkamera und anschliessende Laborarbeit) noch von der Pieke auf gelernt. Heutzutage arbeite ich aber digital.
Lieblingskamera?
Plaubel - Fachkamera 13x18 Grossformat.
Welche fotografische Ausrüstung haben Sie normalerweise in Ihrer Tasche?
Kommt ganz auf den Job an. Üblicherweise eine digitale Spiegelreflex mit hoher Auflösung und Objektive von Weitwinkel bis Telezoom.
Was macht für Sie ein gutes Foto aus?
Mir gefallen Aufnahmen die nach dem ersten Blick nicht langweilig werden - bei denen man auch nach einer Weile des Betrachtens Neues Entdecken kann. Interessant finde ich zudem Fotos, die Emotionen wecken können.
Welche Fotografen haben Ihre Arbeit beeinflusst?
Edward Burtinsky, Nadav Kander, ...
www.bernhardlang.de
behance.net/bernhardlang
www.bernhardlang.de/Website/Book
www.facebook.com/pages/Photography-Bernhard-Lang
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