Ohne den Abbruch der Tour hätte der Multiinstrumentalist dieses Instrument nie für sich entdeckt.
„Ich hatte auf jeder Tour große Probleme“, erklärt er. „Dieses Mal waren sie aber so arg, dass ich einsehen musste, dass mir mein Körper zeigt, dass ich nicht für Tourneen gemacht bin, und ich habe mich gefragt, ob ich dann noch eine Karriere habe.“
Condon, in Santa Fe in den USA geboren, bekam Depressionen und wollte Anfang 2020 nur weg aus seiner neuen Heimat Berlin. Es verschlug ihn nach Hadsel, einem Inselgebiet hoch im Norden Norwegens.
„Meine Freundin hatte ein Haus gefunden, das man mieten konnte, das eine Orgel im Wohnzimmer hatte“, erzählt er. „Als ich den Vermieter fragte, ob die funktioniert, sagte er: ‚Nicht nur das. Sie wurde uns von jemandem geliehen, der Orgeln sammelt und repariert.‘“
Das war der Ursprung von „Hadsel“. Denn die Orgel im Wohnzimmer inspirierte Condon, doch nicht nur ein Instrument nach Norwegen zu bringen, sondern auch Studio-Ausrüstung.
„Als wir ankamen, stellte sich heraus, dass der Orgelbesitzer auch einen Schlüssel zur örtlichen Kirche hat, weil er dort gelegentlich die Orgel spielt. Er ließ mich in der Kirche spielen und ich habe meine tragbare Bandmaschine in die Kirche getragen und dort die Basis für viele der Songs von ‚Hadsel‘ aufgenommen.“
Songs wie „Stokmarknes“ oder „Spillhaugen“ sind nach Orten in der Umgebung der Ferienresidenz benannt. Thematisch gehen sie häufig auf die Stimmungen ein, die die Landschaft, das Polarlicht, die Berge und das Meer in Condon hervorriefen. In Songs wie „So Many Plans“ steckt aber viel Persönliches.
„Ich leide seit meiner Kindheit an Angststörungen und Depressionen. Deshalb endete meine erste Tournee in einem Nervenzusammenbruch. Mit vielen Medikamenten und Alkohol habe ich es hinbekommen, für 15 Jahre meinen Job zu machen und auf Tour zu gehen. 2018 habe ich es geschafft, clean zu werden und ohne Medikamente und Alkohol auszukommen. ‚So Many Plans‘ beschreibt, wie ich dadurch aber viele Freunde verloren habe, die wie eine gesprungene Vinyl-Platte in ihrer Schleife von schlechten Gewohnheiten und Problemen hängen geblieben sind.“
Warum aber geht Condon, um sich von Depressionen zu erholen, in das im Winter ewig finstere Norwegen? „Die Nacht bedeutet für mich seit jeher Geborgenheit. Denn das war die Zeit, in der die Familie zu Hause war und sich entspannt hat. Meine schlimmsten Depressionen habe ich zu Mittag, wenn alle gestresst sind und das Licht grell ist. Erst in der Nacht wird das Leben wieder ruhig und geheimnisvoll.“
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