Bayreuther Festspiele: Freundesverein will Thielemann-Auftritt erkaufen

Bayreuther Festspiele: Freundesverein will Thielemann-Auftritt erkaufen
Förderverein trieb eine Million Euro auf, um Streichungen im Spielplan zurückzunehmen. Festspiele winken ab: „Wünschen kann man sich viel!“
Was für ein Hin und Her auf dem Grünen Hügel: Erst präsentierten die Bayreuther Festspiele ein einigermaßen beeindruckendes Programm zum 150-jährigen Bestehen der Festspiele 2026. Alle zum Standard-Repertoire gehörenden Opern von Richard Wagner sollten gespielt werden - plus das Frühwerk „Rienzi“. Ganze elf Opern zum Jubiläum.
Im Dezember dann der Schock für viele Wagnerianer. Die Festspiele teilen mit: Für die ambitionierten Pläne fehlt schlicht das Geld. Der Spielplan für kommendes Jahr wurde massiv eingedampft - wohl zu massiv für den Förderverein. Die Gesellschaft der Freunde von Bayreuth (GdF) jedenfalls, die im vergangenen Jahr gerade erst ihre Anteile an der Festspiel-GmbH verringert hatte, weil sie sich nicht mehr in der Lage sah, so viel zu zahlen, trieb doch noch eine Million Euro auf.

Und forderten Thielemann

Wie die Deutsche Presse-Agentur erfuhr, boten die „Freunde“ Intendantin Katharina Wagner das Geld in einem Brief an - allerdings „zweckgebunden“. Dafür sollte die Festspiel-Chefin einige Kürzungen rückgängig machen, die gefeierte „Tannhäuser“-Produktion von Tobias Kratzer zurückholen und den „Lohengrin“ mit Neo-Rauch-Bühnenbild und dem GdF-Liebling Christian Thielemann am Dirigentenpult.
Bayreuther Festspiele: Freundesverein will Thielemann-Auftritt erkaufen
Die Reaktion der Festspiele auf das mit Forderungen verbundene Angebot fällt scharf aus - und deutlich. „Nach Änderung der Spielplanung für das Jahr 2026 im Dezember des letzten Jahres stehen die zuvor vorgesehenen Künstlerinnen selbstverständlich nicht mehr zur Verfügung und eine Umgestaltung des von der Festspielleitung ursprünglich gewünschten Spielplanes ist zum jetzigen Zeitpunkt selbstredend bedauerlicherweise fernab jeglicher Realisierbarkeit“, sagt der Pressesprecher der Festspiele, Hubertus Herrmann, der dpa.

„Wünschen kann man sich viel“

„Wünschen kann man sich viel, allerdings muss, unabhängig von der dramaturgischen Sinnhaftigkeit der Forderung der GdF, darüber gar nicht diskutiert werden“, winkt Herrmann ab. Schließlich hätten die Gesellschafter der Bayreuther Festspiele einvernehmlich „und zu unserem großen Bedauern eine Veränderung des Spielplanes für die Jubiläumsspielzeit 2026 beschlossen und der Öffentlichkeit kommuniziert“.
Sollte die GdF die nun aufgetauchte Million aber dennoch spenden wollen, nehme man das sehr gerne an, betont Herrmann: „Selbstverständlich würden wir uns über die zusätzlichen finanziellen Mittel außerordentlich freuen und diese dankend für das umfangreich und noch nicht vollständig finanzierte Rahmenprogramm des Jubiläumsjahres 2026 verwenden.
.Die geplanten Streichungen für die Richard-Wagner-Festspiele 2026, wenn das Opern-Spektakel 150 Jahre alt wird, hatten Ende vergangenen Jahres Schlagzeilen in der Klassik-Welt gemacht. In einer bemerkenswerten Mitteilung gaben die Bayreuther Festspiele im Dezember bekannt, dass sie sich aus Geldmangel zu drastischen Einschnitten beim Jubiläumsprogramm gezwungen sehen.
In Zeiten knapper Kassen sollten 2026 nur noch sieben statt der geplanten elf Opern auf dem Spielplan stehen. Eine Neuinszenierung von „Rienzi“ soll es geben, dazu Wiederaufnahmen der Opern „Der fliegende Holländer“ und „Parsifal“ sowie einen „besonderen Ring des Nibelungen“.Damit wären nicht nur „Tristan und Isolde“ und „Die Meistersinger von Nürnberg“ aus dem Jubiläumsprogramm gefallen, sondern eben auch die gefeierten „Lohengrin“- und „Tannhäuser“-Produktionen.

Personalkosten zu hoch

Begründet wurden diese Einschnitte damit, dass die Personalkosten einfach zu hoch seien. Darum werde es „den Bayreuther Festspielen perspektivisch nicht gelingen, die hierfür benötigten zusätzlichen Finanzmittel aus eigener Kraft zu erwirtschaften“ - und das trotz eines „nach wie vor sehr hohen Eigenfinanzierungsgrades“ von mehr als 55 Prozent.
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