„Bartoli-Mania“ an der Wiener Staatsoper

„Bartoli-Mania“ an der Wiener Staatsoper
Kritik: „Il Turco in Italia“ von Gioachino Rossini.

Ausnahmezustand an der Wiener Staatsoper: Mehr als eine halbe Stunde tobt das Publikum im ausverkauften Haus vor Begeisterung. Auslöser ist das als „Rossini-Mania“ übertitelte Gastspiel von Cecilia Bartoli mit der Opéra de Monte-Carlo, das an den Hype erinnert, den der italienische Komponist vor 200 Jahren in Wien ausgelöst hat. Tatsächlich aber sollte man heute von „Bartoli-Mania“ sprechen.

Die gebürtige Römerin, die mit Fortüne die Salzburger Pfingstfestpiele leitet und ab 2023 auch die Oper in Monte-Carlo, demonstriert bei der Premiere von Gioachino Rossinis „Il Turco in Italia“ (Reprisen am 5. u. 7.7.) ihre Superklasse. Jean-Louis Grinda setzt die vertrackte Geschichte um die verheiratete Fiorilla, die in den Bann eines Türken gerät, als köstlichen Schwank in Szene, Animations-Videos vom feuerspeienden Vesuv inklusive.

Eine Glanzrolle für La Bartoli. Die lässt die Koloraturen mit ihrem wunderbaren Mezzo-Sopran perlen, ist Diva und Komödiantin zugleich. Was für eine Sängerin, was für ein Timbre, welche Kunst der raffinierten Gestaltung! Ihre unvergleichliche Stimme brilliert in einem exzellenten Ensemble. Ildebrando D’Arcangelo ist ihr als Türke Selim ein ebenbürtiges Gegenüber, fulminant intoniert er mit seinem geschmeidigen, sonoren Bariton.

Nicola Alaimo punktet in der Rolle von Fiorillas Ehemann Geronio als veritabler Vollblutkomödiant mit seinem klug geführten Bariton. Auch die Nebenrollen sind exzellent besetzt: Giovanni Romeo als Dichter und Josè Maria Lo Monaco als Zaida. Barry Banks ist ein formidabler Rossini-Tenor.

David Astorga komplettiert achtbar als Albazar. Gianluca Capuano liefert mit seinen Originalklängern, Les Musiciens du Prince - Monaco, einen sehr feinen, erfrischenden Rossini-Sound, besonders charmant das Naturhorn. Spielfreudig der Chor der Oper Monte-Carlo.

Auch die monegassischen Gäste Fürst Albert und seine Schwester Caroline wurden am Ende vor den Vorhang geholt.

- Susanne Zobl

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