Barrie Kosky: „Das Betroffenen-Lamento finde ich grauenhaft“

Barrie Kosky: Er setzt auf Kreativität im Umgang mit den Corona-Maßnahmen
Nikolaus Bachler, Chef der Bayerischen Staatsoper, jammert. Der Direktor der Komischen Oper meint: „Nur Jammern reicht nicht.“

Nikolaus Bachler, Intendant der Bayerischen Staatsoper, fühlt sich von der Politik allein gelassen. „Die Aufgabe eines Kunstministeriums ist, Kunst zu ermöglichen und davon war in diesen Monaten nichts zu bemerken“, so der Österreicher in der „Süddeutschen Zeitung“: „Es ist zu einem verlängerten Gesundheitsamt geworden. Wenn überhaupt was aus dem Ministerium kam, waren das Hygieneverordnungen.“

Bachler hätte sich vom Haus des CSU-Ministers Bernd Sibler in der Coronakrise mehr erwartet: „Meine Vorstellung von einem Kunstministerium wäre, gerade in der Krise nach Möglichkeiten und Wegen für die Kunst zu suchen. Das ist aber hier nicht der Fall.“

Er könne nicht verstehen, warum Kunst- und Kulturveranstaltungen übermäßig reguliert werden und andere Bereiche nicht. „Wenn ich höre, dass im Herbst Messen geöffnet werden: Gegen das Gewusel auf einer Messe sind wir ein Hochsicherheitstrakt. Dieses Missverhältnis werte ich schon besorgt als ein Desinteresse.“ Bachler fügte hinzu: „Unser Publikum ist das artigste unter der Sonne.“

Der Intendant der Komischen Oper Berlin, Barrie Kosky, nimmt die Sache hingegen locker: „The show must go on“, sagte er bei der Vorstellung eines Ersatzprogramms für die Zeit zwischen Anfang September und dem Jahresende. „Nicht zu spielen, wäre keine Alternative.“

Sein Haus wolle neue Formate ausprobieren und fantasievoll mit den Hygiene- und Abstandsregeln umgehen, betonte der Australier. Als öffentlich subventioniertes Theater habe die Komische Oper die Pflicht, „kreativ und flexibel“ auf die Lage zu reagieren. „Das Betroffenen-Lamento finde ich grauenhaft“, sagte Kosky. „Nur Jammern reicht nicht.“

Sein Haus sei in Lage, schnell auf weitere Lockerungen zu reagieren. „Innerhalb von 48 Stunden können wir zum ursprünglichen Spielplan zurückkehren.“ Nach Angaben von Susanne Moser, der aus Salzburg stammenden Geschäftsführenden Direktorin, rechnet die Komische Oper zum Jahresende mit Mindereinnahmen zwischen sechs und sieben Millionen Euro, die durch Einsparungen und Kurzarbeit kompensiert werden sollen.

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