Welche Veränderungen konnten Sie in den letzten Jahren beobachten?
In gewissen Bereichen gar nicht, in anderen gab es massive Veränderungen: Body Positivity, Work-Life-Balance, LGBTQI, Veganismus, Umweltschutz – das alles war in den Nullerjahren kein Thema. Wir haben uns auch als Sendung weiterentwickelt.
Wie schwierig ist es, neue Talk-Gäste zu finden?
Österreich hat mehr als 8 Millionen Einwohner. Darunter finden sich genügend Menschen, die ins Studio kommen wollen. Als Moderatorin habe ich mit der Suche von neuen Kandidaten aber nichts zu tun. Dafür ist die Redaktion zuständig. Die ist in ganz Österreich auf Veranstaltungen, Messen, Kongressen und in den Sozialen Medien unterwegs – auf der Suche nach neuen Studiogästen.
Kann man sich als Talkgast auch bewerben?
Natürlich. Wir haben ein Sekretariat, das von Montag bis Freitag zu Sendungsbeginn telefonisch erreichbar ist. Und das Telefon klingelt stets auf Hochtouren.
Weil die TV-Zuseher mitreden möchten?
Viele rufen an, weil sie etwas Sinnvolles zu sagen haben, andere wollen nur ihren Unmut äußern oder wissen, woher die Bluse ist, die ich in der Sendung getragen habe.
Wie gehen Sie mit Kritik um?
Ich bin glaube ich jemand, der Kritik ganz gut annimmt. Ich versuche ja auch ständig besser zu werden, mich zu verbessern. Ich habe zum Beispiel eine Zeit lang immer wieder "Na was weiß ich", gesagt. Mir ist das aber gar nicht aufgefallen. Bis mir eine Frau einen Brief geschrieben hat, in dem sie mich darauf hingewiesen hat.
Ist eine Sendung schon mal außer Kontrolle geraten?
So wie in den amerikanischen Shows, in denen sie sich vor laufender Kamera fast umbringen, das gibt es bei uns nicht. Die "Karlich Show" talkt ja auf einem normalen zwischenmenschlichen Niveau. Wir gehen stets respektvoll miteinander um. Das Gute ist auch: Dass sich vor laufender Kamera die Menschen einfach noch mehr zusammenreißen, was ja in den Social Media-Kanälen bekanntlich nicht der Fall ist.
Wie schwer ist es, bei der Diskussion neutral zu bleiben?
Schwierig. Aber man muss es bleiben. Alles andere wäre nicht professionell. Aber wenn jemand wirklich übergriffig wird, kann man ihn schon zurechtweisen. Hin und wieder muss ich mich dabei auch zusammenreißen. Vor allem bei Themen, die mir nahegehen. Wenn jemand wissenschaftlich belegte Fakten anzweifelt, dann steigt der Blutdruck. Und die Regie, mit der ich durch ein Ohrknopferl verbunden bin, muss mich dann beruhigen.
Mit Musik?
Nein, sie reden mir gut zu. Aber Meeresrauschen oder klassische Musik wäre sicherlich auch beruhigend (lacht).
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Ist das Moderieren einer Talk-Show eigentlich Ihr Traumberuf?
Ich glaube, ich kann nichts anderes (lacht). Ich mache das privat auch. Meine Freunde sagen mir dann immer, jetzt höre mal auf, die Karlich zu spielen. Aber ich spiele nichts, ich bin so.
Gab es nie den Wunsch, etwas anderes zu machen?
Sie meinen, das Moderieren komplett aufzugeben?
Ja.
Das ist eine gute Frage. Rückblickend ist man natürlich gescheiter. Klar hätte ich etwas anderes machen können, aber ich mache die Talkshow auch wirklich sehr gerne. Und ich glaube auch, dass ich das ganz gut mache. Außerdem mache ich nebenbei immer wieder andere Sachen: Ich habe schon Sommertheater gespielt, zwei Bücher geschrieben. Und dann bin noch alleinerziehende Mutter.
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Apropos Schauspielerei: Soll das mehr werden?
Film ist ein Thema, das mir seit vielen Jahren am Herzen liegt und das ich in den nächsten Jahren vielleicht mehr forcieren möchte. Natürlich bin ich keine Angelina Jolie, keine Action-Heldin, aber gewissen Rollen könnte ich mir schon vorstellen.
Werden Sie auf der Straße oft angesprochen?
Ich bin viel unterwegs, ich fahre sehr viel mit den öffentlichen Verkehrsmitteln. Wenn mich jemand persönlich anspricht, ist das meistens nett. Problematisch wird es eigentlich nur dann, wenn mich jemand unerlaubt fotografiert oder filmt, zum Beispiel dann, wenn ich im Supermarkt einkaufe. Das geht nicht.
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