B. B. King: Ohne ihn gäb’s Pop-Musik so nicht

Die Musiklegende B. B. King ist 89-jährig gestorben – und bleibt für ewig ein Synonym für den Blues.

Mit ihm ist seine geliebte Gibson-Gitarre "Lucille", die er etwa bei "Rock Me, Baby" so schön singen, jaulen oder jauchzen ließ, für immer verstummt. B. B. King ist am Donnerstag in seinem Haus in Las Vegas im Alter von 89 Jahren gestorben. Und war doch längst unsterblich, wie es nur den ganz Großen vorbehalten ist.

Riley B. King stammte aus dem Mississippi-Delta und kam über den Gospel in der Kirche und ein Konzert mit T-Bone Walker als Schlüsselerlebnis – "Er war für mich der Klang des Himmels" – zum Blues. Durch einen Auftritt in der Radioshow von Sonny Boy Williamson erhielt er, der sich "Blues Boy" nannte, was zum Kürzel B. B. führte, Engagements und einen Plattenvertrag.

Einflussreich

B. B. King: Ohne ihn gäb’s Pop-Musik so nicht
B.B. King performs during his concert at the Cordoba Guitar Festival in Cordoba, southern Spain, in this file picture taken late July 7, 2006. Guitarist B.B. King, who took the blues from rural juke joints to the mainstream and influenced a generation of rock guitarists from Eric Clapton to Stevie Ray Vaughan, has died, USA Today reported late on May 14, 2015. He was 89. REUTERS/Rafael Marchante/Files
Vor mehr als einem halben Jahrhundert hat er den Rhythm ’n’ Blues befruchtet, die Keimzelle dessen, was später als Rock ’n’ Roll den Grundstein für die Rock- und Popmusik legen sollte.

Durch Hits wie "Three O’Clock Blues", "Woke Up This Morning" und vor allem "The Thrill Is Gone" war B. B. King schon bald bekannt, aber nur in der schwarzen Community.

Erst als der Gitarrist der Paul Butterfield Blues Band Mitte der 60er-Jahre eingestand, er kopiere nur die Licks von B. B. King, "the real monster", war das Original in der Oberliga angekommen. Und hatte Bewunderer wie Eric Clapton, John Mayall und John Lennon.

Sein Sound: Unverkennbar, weil er so unvergleichlich locker daherkommt. Sein Finger-Vibrato entwickelte er aus dem Handgelenk heraus, lang gezogene Einzeltöne wechseln mit schnellen Läufen. Er spielte kaum eine Note "straight": Das Ziehen und Dehnen oder Abreißen der Töne und subtile Verschiebungen in Rhythmik und Tonhöhe war sein oft imitiertes Markenzeichen.

Die Gitarre – eine Frau

B. B. King: Ohne ihn gäb’s Pop-Musik so nicht
U.S. blues artist B.B. King performs during his "International Farewell Tour 2006" concert in the German capital of Berlin, in this file picture taken September 7, 2006. Guitarist B.B. King, who took the blues from rural juke joints to the mainstream and influenced a generation of rock guitarists from Eric Clapton to Stevie Ray Vaughan, has died, USA Today reported late on May 14, 2015. He was 89. REUTERS/Tobias Schwarz/Files
Er stilisierte seine "Lucille"-Guitar zur Geliebten, einem bezaubernden und kapriziösen Geschöpf: "Wenn ich sie spiele, klingt es fast, als könne sie sprechen, und oft höre ich sie weinen", sagte King. "Manchmal scheint ein Gespräch zwischen uns zustande zu kommen. Sie kommuniziert mir mir, sie versucht mir etwas zu sagen."

Aber vor allem: King fand im Blues eine Musikform, die ihn zeitlos erscheinen lässt. Er befreite den Blues vom Image der Arme-Schlucker-Musik aus dem Schwarzen-Getto und war zur Gartenparty der britischen Queen eingeladen und im Weißen Haus. Schwedens König Carl XVI. Gustaf verlieh ihm den Polar-Musikpreis. 1987 erhielt er den Lebenswerk-Grammy. Barack Obama lud die Musiklegende 2012 mit Mick Jagger und Blues- und Rockgrößen wie Buddy Guy und Jeff Beck ins Weiße Haus ein, wo "Sweet Home Chicago" gespielt wurde – mit dem US-Präsidenten am Mikrofon.

B. B. King: Ohne ihn gäb’s Pop-Musik so nicht
B. B. King, gerade 89 gewordene Musiklegende, hat wegen einer Krankheit seine Konzerttournee abgebrochen. Der Musiker sei während eines Konzerts im Chicagoer House of Blues krank geworden, bestätigte sein Management. "Er wurde sofort von einem Arzt untersucht, der Dehydrierung und Erschöpfung feststellte. Deshalb wurden die letzten acht Konzerte der Tour abgesagt. King, "The King of Blues", gilt als einer der einflussreichsten Musiker in der Geschichte des Blues. Er tritt auch mit fast 90 noch regelmäßig auf.
King beeinflusste Generationen von Gitarristen wie Albert Collins, Stevie Ray Vaughn, Jimi Hendrix, Keith Richards, Neil Young, Slash, Jack White u. a. Das Musikmagazin Rolling Stone reihte King unter den 100 größten Gitarristen aller Zeiten auf Platz drei – hinter Jimi Hendrix und Duane Allman. "Er ist zweifellos der wichtigste Künstler, den der Blues vorgebracht hat", schrieb Clapton in seiner Biografie, "außerdem der bescheidenste und aufrichtigste Mensch, den man sich vorstellen kann."

Zwei Ehen scheiterten, wohl weil er selten zu Hause war. 15 Kinder hat er angeblich gezeugt, mit 15 verschiedenen Frauen. Er sagte: "Ich hatte immer ein gutes Verhältnis zu den Müttern meiner Kinder – vorher, währenddessen und hinterher." Sein Leben war bis zuletzt eine Tournee. Mit 70 reduzierte er auf "nur noch" rund 200 Auftritte jährlich. Auf Abschied folgte Abschied – 2009 live im Wiener Konzerthaus – und noch eine "Final-Farewell-Tour".

Der King of Blues, der seit Jahren an Diabetes litt, war unverwüstlich. Fragil und gehbehindert, aber weiter sprühend vor Witz und Energie trat er noch im Herbst live in den USA auf. Jetzt zaubern nur noch seine rund 75 Alben als Vermächtnis das große Blues-Gefühl herbei.

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