Awolnation: "Mehr, mehr ist nur eine kurze Befriedigung"

Aaron Bruno, 39, ist der kreative Kopf von Awolnation.
Nach dem wuchtigen Hit "Sail" schlägt die US-Band auch zartere Töne an.

Kümmerling, zurück gebliebenes Jungtier. So übersetzt das Lexikon den englischen Begriff "runt". Aaron Bruno hat ihn in den Titel des neuen Awolnation-Albums "Here Come The Runts" gehoben, weil "wir alle runts sind"!

"Im Prinzip gibt es auf der Welt diejenigen, die sie leiten und lenken", sagt er im KURIER-Interview. "Und dann gibt es uns. Die, die versuchen, glücklich zu werden, für unsere Liebsten zu sorgen, dabei mit Hürden und Unsicherheiten kämpfen, und in diesem Wahnsinn den Sinn suchen."

Aber auch wenn der Titel "Here Come The Runts" nach Revolution und politischen Inhalten klingt, sind die Songs, die der 39-Jährige dafür geschrieben hat, eher persönlich. Musikalisch begleitet Bruno das mit Sounds, die mehr musikalische Stile verarbeiten, auch mal akustische Instrumente und Singer-Songwriter-Passagen haben, aber zwischendurch wieder eng an die Elektro-Pop-Wucht des Durchbruchhits "Sail" anknüpfen.

Country-Fan

Entwickelt hat sich das, weil Bruno in den letzten Jahren viel alte ("damit meine ich gute") Countrymusik gehört hat. Denn: "Gutes Songwriting, ein paar Klavier- oder Gitarrenakkorde und eine gute Melodie überleben die Zeit – mehr als clevere Produktion."

Für die Inhalte waren zwar die politische Entwicklung in Brunos Heimat USA und die Wahl von Donald Trump ausschlaggebend. Aber seine Reaktion darauf ist nicht, zu kritisieren und Protestsongs zu schreiben.

"Ich will nicht auf dem Negativen herumreiten", sagt er. "Stattdessen will ich mich darauf konzentrieren, Spiritualität zu finden. Etwas, das uns erkennen lässt, dass es einen gemeinsamen menschlichen Geist gibt, der größer ist als wir selbst, der uns nachhaltiger glücklich machen kann. Denn in den USA geht es zur Zeit nur um mehr, mehr, mehr an materiellen Dingen. Das ist aber immer nur eine kurze Befriedigung. Und wenn wir sterben, ist all das ohnehin nutzlos."

So will er mit manchen Songs eine Diskussion darüber anstoßen, was nach dem Tod passiert – weil sonst keiner darüber reden will. "Jealous Buffon" handelt von einem Typen, der sich aus Eifersucht zum Narren macht – weil er "jemanden, oder auch gewisse Dinge so liebt, dass er verrückt wird."

Generell, sagt Bruno, beschäftige ihn in den neuen Songs, warum Menschen so fühlen, wie sie fühlen. "Ich finde das faszinierend: Ich kann ein Musikstück hören, das mich zu Tränen rührt, und die Person neben mir spürt gar nichts dabei. Wir sind extrem unterschiedlich. Und doch rund um die Erde und quer durch alle Kulturen gleich in dem, was wir wollen: Liebe, geliebt werden und herausfinden, was uns am glücklichsten macht."

INFO

Awolnation treten am 14. April im WUK in Wien auf.

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