Autor und Dissident Liao Yiwu: Wuhan war "schlimmer als Tschernobyl“

Autor und Dissident Liao Yiwu: Wuhan war "schlimmer als Tschernobyl“
Liao Yiwu wurde in China für ein Gedicht eingesperrt und misshandelt. In seinem neuen Buch beschäftigt er sich nun mit „Wuhan“ – und dem Virus.

„In den vergangenen gut 30 Jahren“, sagt Liao Yiwu, „habe ich das Massaker auf dem Tiananmen 1989 erlebt, das große Erdbeben in Sichuan 2008 und die Ausbreitung des Virus aus Wuhan 2020, drei Katastrophen, die den Lauf der Geschichte verändert haben – und über alles habe ich literarische Augenzeugenberichte hinterlassen, das ist nicht mehr aus der Welt zu schaffen.“

Der dritte dieser Augenzeugenberichte des chinesischen Autors und Dissidenten Liao Yiwu, „Wuhan“, erscheint im Jänner im Fischer Verlag.

Geschrieben von Deutschland aus, wohin er nach seinem ersten Augenzeugenbericht geflohen ist. „Am Abend des 4. Juni 1989“, schreibt er dem KURIER, „habe ich ein langes Gedicht mit dem Titel ,Massaker’ verfasst und aufgenommen, das war in einer Bergstadt, im 5. Stock eines an den Hang gebauten Wohnheims mit ein paar Dutzend Wohnungen von Kollegen der gleichen Einheit, draußen auf den Straßen patrouillierte überall Polizei mit der Waffe im Anschlag.“

Für dieses Gedicht nach dem Massaker am Platz des Himmlischen Friedens wurde er verhaftet, vier Jahre eingesperrt und schwer misshandelt.

Der chinesische Autor und Dissident Liao Yiwu ist Ehrengast der 14. Ausgabe des Festivals „Literatur im Nebel“, die am 8. und 9. Oktober  im niederösterreichischen Heidenreichstein über die Bühne gehen wird. 

1989 verfasste er das Gedicht „Massaker“, wofür er vier Jahre inhaftiert und misshandelt wurde. 2011 gelang es Liao Yiwu, China zu verlassen. Im Jahr 2012 wurde der Autor, der „unerschrocken gegen die politische Unterdrückung aufbegehrt“ (so die Preis-Begründung), mit dem Friedenspreis ausgezeichnet.  

Elisabeth Orth, Sona MacDonald, Herta Müller, Marie-Luise Stockinger und andere beschäftigen sich in Heidenreichstein mit dem Werk des Autors. Er selbst spielt Flöte – was er sich im Gefängnis beigebracht hat.    

Info zu Programm und Tickets unter literaturimnebel.at

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