Blumenkunst und Siams Hofmaler

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Das Kunstangebot während der Festspielzeit zeigt mehr als eine Entdeckung.

Es gibt kaum etwas Romantischeres, als dem Beziehungsgegenüber abgeschnittene Geschlechtsorgane zu schenken.

Zumindest, wenn es sich dabei um Blumen handelt.

Blumenkunst und Siams Hofmaler
Marc Quinn Landslide in the South Tyrol, 2009
Mit dem Wuchernden, Lebendigen, Erotischen, aber auch dem Künstlichen und Kunstvollen der Natur beschäftigt sich das Museum der Moderne am Mönchsberg in seiner Sommerausstellung. Und wer sich in derFestspielzeitauch kunstmäßig befruchten lassen will, sollte „Flowers & Mushrooms“ (bis 27. Oktober) nicht versäumen: Die Schau ist eine Wunderkammer aus grellbuntem Blütenkitsch und Sexualsymbolik, aus ironischen Stillleben und wissenschaftlicher Akribie, aus Kunstblumen und Blumenkunst.

Natur ist an und für sich schon künstlich: Die vom Menschen unberührte Natur gibt es kaum noch, betonte Veit Ziegelmaier (gemeinsam mit Toni Stooss und Tina Teufel im Kuratorenteam der Schau) im KURIER-Gespräch. Dafür einen Boom bei der Darstellung von Blumen und Pilzen, der nur wenig mit den gewissenhaft naturgetreuen Stillleben von einst zu tun hat. So kombiniert Carsten Höller in großen Skulpturen unterschiedliche Pilzhälften zu unmöglichen Gebilden, die in die Ausstellung überführen.

Vergänglichkeit

Hinter der folgenden Buntheit lauern allerlei Abgründe. David LaChapelle führt verwesende Blumen und Plastik-Konsumprodukte zu Todesstillleben zusammen. Zeger Reyers und Lee Ranaldo lässt einen Plattenspieler nach und nach von Pilzen überwuchern, und bremst damit die Endlosschleifen-Musik nach und nach ordentlich aus. Und Peter Fischli/David Weiss begeben sich in doppelt belichteten Fotografien in die Moderstimmung Waldesgrundniveau.

In überaus intimen Selbstporträts verbindet Chen Lingyang den Menstruationszyklus mit Blütensymbolik, wie überhaupt der optische und thematische Konnex zum menschlichen Körper ein wichtiges Thema in der Schau ist. Nicht zuletzt auch der sich auf Natur richtende Kontrollzwang wird unterwandert: Gitte Schäfer hat eine überdimensionale Blumenwand aufgebaut, mit allerlei kitschigen Blumentöpfen und ihrem verwelkenden Inhalt.

Morde

Blumenkunst und Siams Hofmaler
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Thematisch eng verwandt die Schau im unteren Stock des MdM: Hubert Scheibl zeigt „Plants & Murders“, einen detaillierten Überblick über das Schaffen des Österreichers, mit wirkungsvollen Riesengemälden und pflanzenartigen Skulpturen.

Scheibl, 1952 in Gmunden geboren, konfrontiert den Menschen damit, der Natur ausgeliefert zu sein: Natur ist nicht kontrollierbar, worauf Scheibl mit Begriffspaaren wie Attraktion und Aggression, Chaos und Ordnung verweist.

Blumenkunst und Siams Hofmaler
Josef Karl Rädler "Die Menschen werden gebildeter." 1907
Unten, auf Stadtniveau, punkten auch die Galeristen zur Festspielzeit.Thaddäus Ropacfeiert mit einer großen Ausstellung an den beiden Salzburger Standorten das 30-jährige Bestehen seiner international überaus erfolgreichen Galerie.

Die Galerie Altnöder wiederum präsentiert einen Mülltonnenfund: Josef Karl Rädler (1844–1917), der selbst ernannte „Hofmaler von Österreich, Italien und Siam“.

Der ehemalige Besitzer einer Firma für Porzellanmalerei wurde von seiner Familie wegen „ruinöser Geschäfte“ und anderer fragwürdiger Vorwürfe in ein „Irrenhaus“ (so hieß das damals noch) weggesperrt. Dort malte er dann in Folge an die 800 bis 900 Blätter mit schönen Titeln wie „Je älter desto dümmer“ und „Die Menschen werden gebildeter“, die in einer Mülltonne der Anstalt entdeckt.

Picasso-Geschirr

Und die Galerie Welz bietet Keramiken und Grafiken von Pablo Picasso: Der Starkünstler entdeckte in den 1940er- Jahren die Keramik für sich und widmete sich dieser Form mit ebenso großem Eifer wie der Malerei. Mit ähnlichen Thematiken: Stierkampf, Krieg und Formerkundungen.

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Museum der Moderne:
„Flowers & Mushrooms“ und „Hubert Scheibl – Plants & Murders“, bis 20. 10. am Mönchsberg. Info und Tickets unter www.mdmsalzburg.at

Thaddäus Ropac:
Die Galerie feiert mit der Ausstellung „30 Jahre“ an den beiden Standorten Villa Kast und Halle ein halbrundes Jubiläum. Zu sehen sind Arbeiten u. a. von Warhol, Baselitz, Beuys, Gilbert & George. Info unter www.ropac.at

Galerie Altnöder:
Blätter von Josef Karl Rädler (bis 14. September) www.galerie-altnoeder.com

Galerie Welz:
Pablo Picasso, Keramiken und Graphik. Gezeigt werden Radierungen, Lithografien, Aquatinten, Linolschnitte und Keramiken (bis 1. September). www.galerie-welz.at

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