Ausstellung zur Restaurierung: Wien ist Weltspitze im Bewahren

Ausstellung zur Restaurierung: Wien ist Weltspitze im Bewahren
"Conservator at Work" zeigt die vielfältigen Dimensionen eines Berufs. Ein neues Zentrum für Materialwissenschaft entsteht im Arsenal.

Viele Menschen, sagt Gabriela Krist, hätten eine sehr beschränkte Idee davon, was es bedeutet, Restauratorin zu sein. „Ich sitze an der Staffelei vor einem Gemälde, höre Mozart und retuschiere“ – so ungefähr sähe die populäre Vorstellung des Berufs aus, sagt die Leiterin des Instituts für Konservierung und Restaurierung an der Universität für angewandte Kunst in Wien.

Mit der Ausstellung „Conservator at Work“ in den Räumen der ehemaligen Otto-Wagner-Postsparkasse will das Institut nun zeigen, dass der Beruf und das dazugehörige Studium weit mehr umfassen – und dass Wien durch die Konzentration der Erhaltung und Bewahrung von Kunstwerken und Kulturgütern dabei in der obersten Liga mitspielt. Denn die beiden Kunstuniversitäten der Stadt, die abseits der Restaurierung von Gemälden und Skulpturen jeweils unterschiedliche Schwerpunkte verfolgen, sind mit Restaurierungsabteilungen der Museen und des Bundesdenkmalamts, der TU Wien und der Akademie der Wissenschaften gut vernetzt, sie teilen untereinander Know-how und Gerätschaften.

Ausstellung zur Restaurierung: Wien ist Weltspitze im Bewahren

Kompakter Überblick

Selten lassen sich die vielen Facetten des Metiers so übersichtlich abschreiten wie in der aktuellen Ausstellung, in der Lehrende und Studierende des Instituts direkt bei der Arbeit zu beobachten sind. So sortieren und katalogisieren einige von ihnen Steinfragmente von alten Gebäuden. Anderswo wird eine sogenannte Röntgenfluoreszenzanalyse vorgeführt, mit der sich etwa in einem Gemälde bestimmte Materialien nachweisen lassen, ohne dass dabei Proben entnommen werden müssen oder das Objekt bewegt werden muss: Die Erkenntnisse helfen bei der Datierung – gewisse Farbpigmente kamen etwa erst ab bestimmten Zeitpunkten in Gebrauch – und geben Aufschluss über weitere Behandlungsschritte.

Das Erfordernis kulturwissenschaftlicher Einordnung, naturwissenschaftlicher Analyse und handwerklicher Kenntnis und Sorgfalt positioniert das Metier an einer Schnittstelle, erklärt Gabriela Krist. Kenntnisse aller drei Bereiche würden auch bei der Aufnahmsprüfung für das fünfjährige Studium abgefragt.

Ausstellung zur Restaurierung: Wien ist Weltspitze im Bewahren

Beschreiben

Das Erforschen der Werke und ihrer Behandlung ist zudem ein wichtiger Bestandteil der Praxis, erklärt Institutsarbeiterin Marija Milchin: „Es klingt oft so, als ob eine Restaurierung endgültig wäre – doch das ist nicht so. Jede Dekade denkt anders, und ich sage nicht, dass wir heute am Ende der Entwicklung angelangt sind. Deshalb ist es wichtig, dass man alles dokumentiert, erklärt und aufschreibt.“ Die nächste Generation könnte wieder mit anderen Materialien und Methoden zu Werke gehen.

Milchin selbst forscht zu Auswirkungen des Klimawandels auf Steinskulpturen im Außenbereich – eines jener Felder, in dem sich gerade große Herausforderungen für Konservatorinnen auftun.

Ein anderes Feld ist die zeitgenössische Kunst, die materiell nicht immer gut altert. Eine Figur mit Pullover von Erwin Wurm zeigt in der Schau, dass Bildhauerei längst nicht mehr nur Holz- oder Steinbearbeitung bedeutet – die „Skulptur“ kann unter Mottenbefall leiden wie jedes andere Textil auch.

Solange Künstler noch am Leben sind, müssen sie bei der Restaurierung einbezogen werden, sagt Krist – für die Ausführenden wird es dadurch nicht immer leichter. Aber Kunst zu schaffen, sei nun einmal ein anderer Berufszweig, als diese zu bewahren: „Man darf es den Künstlern nicht übel nehmen, wenn sie keine Nachhilfestunden nehmen wollen.“

Kommentare