Ausstellung: Walter Pichler im MAK
Es wirkt, als wäre der Dachboden des Wiener MAK nur für diese Ausstellung ausgebaut worden: Das Trägerskelett leitet den Blick, weist hier auf eine Menschenfigur, dort auf ein Bett, und im Treppenaufgang treten drei hängende Stab-Skulpturen wie der zentrale Nervenstrang des Raums hervor.
Peter Noever, der Ex-Direktor des Hauses, hatte tatsächlich schon eine Pichler-Schau im Kopf, als er 1986 sein Amt antrat. 1990 war es erstmals soweit, das monumentale "Tor zum Garten" blieb dem Museum erhalten.
Einblicke in das Werk des Gesamkunst-Visionärs
Die hinreißende Schau "Skulpturen Modelle Zeichnungen" (bis 26. 2. 2012) ist nun die letzte, die Noever für das Haus konzipierte, und die erste, die sein Nachfolger Christoph Thun-Hohenstein eröffnete. Sie bietet eine hervorragende Gelegenheit, das Werk des 1936 geborenen Gesamtkunst-Visionärs, das aufgrund seltener Ausstellungen und minimaler Kunstmarkt-Präsenz oft schwer fassbar scheint, zu erspüren.
Pichler verfolgt Ideen über Jahrzehnte in den verschiedensten Medien: In der MAK-Schau findet etwa eine Skizze ("Metallkleid für einen Schlafenden", 1970) ihr Echo in einem alten Krankenhausbett, dem eine Körpersilhouette aus Metall und Glas eingeschrieben ist (1971). Der futuristisch anmutende "Glaspalast" (1999) führt dieses Motiv noch weiter.
Weil die Formen immer wieder vom Menschen ausgehen, ist es möglich, sich von dieser Kunst umhüllt und aufgehoben zu fühlen: Die Kleidung, das Haus wird - frei nach McLuhan, den Pichler auch rezipierte - zur erweiterten Haut.
In seinem Atelier-Komplex im Burgenland komponierte Pichler ideale Ensembles für seine Werke. Dass das MAK ebenfalls eine würdige Hülle bietet, erkannte Pichler bei der
Eröffnung selbst: "Es ist gelungen, mich wieder hier heimisch zu machen."
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