Ausgestopfte Tiere und andere Absurditäten

Ausgestopfte Tiere und andere Absurditäten
Jenny Lawson lacht in ihrem Debüt "Das ist nicht wahr, oder?" über sich selbst und ihr verrücktes Leben.

Wenn Menschen ihre eigenen Memoiren schreiben, dann meist nicht selbst. Ghostwriter sind dafür verantwortlich, die Fakten zu sammeln, Interessantes herauszustreichen und schließlich das Leben eines Menschen auf ein paar hundert Seiten zu bringen. Jenny Lawson geht da einen anderen Weg: Wer ein eigenes Gefahrenwörterbuch für seinen Vater braucht, es nicht ungewöhnlich findet, während der Schulzeit mit der ganzen Armlänge in einer Kuh zu stecken, um diese künstlich zu befruchten und darüber streitet, ob Jesus nun ein Zombie ist oder nicht, der weicht wohl eher von der Norm ab. Jenny Lawson erzählt in ihrem Debüt "Das ist nicht wahr, oder?" (Metrolit) von ihrem Leben - Verrücktheiten, persönliche Unzulänglichkeiten und recht plastisch beschriebene Details inklusive.

Ausgestopfte Tiere und andere Absurditäten
Etwa die Geschichte, als ihr Vater (ein Tierpräparator) mitten in der Nacht in das Zimmer von Jenny und ihrer Schwester Lisa kam, um ihnen ihr neues Haustier zu präsentieren: Ein magisches Eichhörnchen, welches in der Lage war, Rechenbeispiele zu lösen. "Stanley sah … seltsam aus. Verwirrt stellte ich fest, dass er extrem dick war, mit einem gewaltigen Bierbauch. 'Da hat Juanita (die imaginäre Schneiderin für Stanleys Kostüm) was zu tun', dachte ich noch. Dann merkte ich, dass Stanleys Hinterpfoten arg lustlos hin und her baumelten und dass die Hand meines Vaters im Körper des Eichhörnchens steckte."

Die schonungslose Wahrheit?

Zu Beginn des Buches wird man darauf hingewiesen, dass die Geschichten absolut wahr sind, "bis auf die Stellen, die es nicht sind". Trotzdem wird man das Gefühl nicht los, dass im Prinzip doch in jeder Geschichte zumindest einen Funken Wahrheit steckt. Sprachlich ist die Übersetzung von Wolfram Ströle aus dem Englischen wirklich gut gelungen. Und auch sonst kann man Jenny Lawsons Debüt als durchaus lesenwert betrachten. Mit viel Charme zeigt sie, dass sie über sich selbst lachen kann, und genau daran hat man auch als Leser seinen Spaß.

Wer mehr von Jenny und ihrem Leben erfahren möchte, der sollte regelmäßig bei ihrem Blog "The Bloggess" vorbeischauen. Mehrfach ausgezeichnet und von mittlerweile über zwei Millionen Besuchern im Monat besucht, ist dieser auf jeden Fall lesenswert - sofern man ein Anhänger skurriller und schonungslos ehrlicher Alltagsgeschichten ist.

KURIER-Wertung: **** von *****

Jenny Lawson: "Das ist nicht wahr, oder?" Metrolit Verlag. 360 Seiten. 19,99 Euro

Kommentare