Aus "Angst, etwas zu versäumen" ins Burn-out

Aus "Angst, etwas zu versäumen" ins Burn-out
Gwen Stefani bringt mit No Doubt das Album „Push And Shove“ heraus – das erste seit 2001.
Aus "Angst, etwas zu versäumen" ins Burn-out
Eigentlich wollten No Doubt, die Band, mit der Gwen Stefani berühmt wurde, schon 2008 zum Comeback antreten. Doch da ging nichts mehr bei der Frontfrau: Schreibblockade in Folge von Burn-out. Im KURIER-Interview erzählt sie, wie es dazukommen konnte.

KURIER: Ist der Titel "Push & Shove" ein Hinweis auf die mühevolle Entstehung der CD?

Gwen Stefani: Es war definitiv ein permanentes Drängen und Schieben in Bezug darauf, die Zeit zu finden. Als zweifache Mum konnte ich nur noch zwei Mal in der Woche ins Studio gehen. Und selbst dann hatte ich immer Schuldgefühle. Da hatte ich den ganzen Tag mit meinen Söhnen verbracht, und wenn ich um vier Uhr ins Studio gefahren bin, sagten sie: "Mami, warum bist du beim Abendessen nicht da?"

Aber die Schreibblockade war da schon überwunden?

Als wir 2008 anfangen wollten und ich aber nicht schreiben konnte, schlug ich vor, dass wir auf Tour gehen, um uns wieder als relevante Band zu fühlen. Und das war überwältigend. Wir spielten jeden Abend vor 15.000 oder 20.000 Leuten , ich hatte meine Babys am Bühnenrand dabei und jeden Abend Freudentränen in den Augen. Und in der Woche, als ich von dieser Tour zurückkam, schrieb ich den ersten Song für "Push And Shove".

Warum haben Sie sich überhaupt so ausgepowert?

Vielleicht, weil ich Angst habe, etwas zu versäumen. Angefangen hat es damit, dass ich in der Bandpause eine kleine Underground-Dance-CD machen wollte. Das war nie als "Ich verlasse die Band"-Solokarriere gedacht. Damit wollte ich auf Tour gehen, viele Kostümwechsel haben und als Abwechslung zu den Band-Shows ein richtiges Girlie sein. Während der Proben wurde ich mit Kingston schwanger und war dann auf Tour, bis ich im fünften Monat war.

Also genau in der ärgsten Zeit.

Richtig. Und mir war unendlich schlecht. Bestimmte Songs zu singen reichte schon, dass ich dachte, ich muss mich übergeben. Danach wollte ich aber sofort wieder ins Studio, weil ich mich so inspiriert fühlte, und habe "The Sweet Escape" aufgenommen, während ich Kingston gestillt habe. Dann ging ich nochmal für 100 Shows auf Tour und wurde mit Zuma schwanger. Sie sehen also, wie verrückt diese Jahre waren. Und dazu kommen noch die Arbeit an meiner Modelinie und das Eheleben.

In den Texten von "Push And Shove" schreiben Sie über die große Liebe zu Ihrem Mann, aber auch die alltäglichen Eheprobleme. Oder gehen Sie beim Schreiben nicht von sich aus?

Ich bin nicht kreativ genug, um mir Geschichten auszudenken. Auch deshalb dauert das Schreiben lange. Man muss etwas erleben, etwas erfahren und emotional berührt sein, um kreativ sein zu können. So steckt in "Push And Shove" alles von "Ich kann nicht glauben, dass ich nach all den Jahren noch so verliebt bin" bis zu "Ich fühle mich so unsicher."

Wie läuft es mit Ihrer Modelinie "Lamb"?

Das macht nach wie vor großen Spaß. Es ist ein bisschen frustrierend, denn zum Beispiel kann ich nicht mehr zur Fashion Week. Die ist immer in der ersten Schulwoche. Und die Kinder da alleine lassen – welche Mum würde das tun? Aber ich habe mir ein tolles Team aufgebaut, deshalb läuft es gut. Bei der Gründung dachte ich, das gibt mir – wenn ich Kinder habe und nicht mehr Musik mache – etwas Kreatives, das ich von zu Hause machen kann. Ich hätte nie gedacht, dass das alles zehn Jahre später immer noch parallel laufen wird.

Nehmen Sie nach der No-Doubt-Tour wieder eine Solo-CD auf?

Ich möchte jetzt nichts planen. Aber ins Studio würde ich gerne gehen. Ich habe Lust, mehr Songs zu schreiben.

Mit Leidenschaft "heiß aussehen"

In "Looking Hot", einem der Songs des neuen No-Doubt-Albums "Push And Shove", denkt Gwen Stefani über die Celebrity-Kultur nach. Aber, versichert sie im KURIER-Interview, eher aus einer allgemeinen Perspektive, als aus der eigenen. Denn mit den Paparazzi, die ihr und ihrer Familie permanent auflauern, kommt sie gut zurecht.

"Es stört mich nicht, ständig gut aussehen zu müssen, wenn ich vor die Türe gehe", sagt sie. "Denn ich bin mit Leidenschaft Girlie. Ich liebe es, Make-up aufzulegen, mir ein Outfit auszusuchen und mein Haar zu machen. Ich würde nicht einmal zu Hause in Jogginghosen rumlaufen. Insofern sind mir die Paparazzi egal. Und die Aufmerksamkeit zu kriegen, macht ja auch Spaß. Es gibt nur gewisse Situationen, in denen sie mich stören. Wenn ich zum Beispiel meine Söhne in die Schule bringe, denn die mögen das gar nicht. Aber das gehört dazu. Paare, bei denen beide Partner berühmt sind, lieben die Paparazzi eben ganz besonders."

Gavin Rossdale, Stefanis britischer Ehemann, war sogar viel berühmter als die Amerikanerin, als sich die beiden Mitte der 90er-Jahre kennenlernten. Damals traten No Doubt im Vorprogramm von Rossdales Rock-Band Bush auf. Das Paar heiratete 2002 und pendelt mit den Söhnen Kingston (6) und Zuma (4) zwischen London und Los Angeles.

Kommentare