Auktion: Ein Businessplan mit Bauerngarten

Ein Klimt-Gemälde soll bei Sotheby’s mehr als 40 Millionen Euro bringen.

Einmal mehr betastet der Kunstmarkt, verunsichert von Trump und Brexit, dieser Tage seinen Puls: Die Londoner Auktionswoche gilt traditionell als Saisonstart und Stimmungsbarometer. Der Auftakt verlief bei der Impressionismus- und Surrealismus-Versteigerung bei Christie’s am Dienstag eher lau. Das Spitzenlos, ein Gauguin-Gemälde, erreichte mit 20,3 Millionen Pfund zwar den Schätzwert – doch der Preis betrug nur ein Viertel dessen, was der Einbringer, der Oligarch Dmitry Rybolowlew, 2008 für das Bild gezahlt hatte.

Heute, Mittwoch, kommt bei Sotheby’s Gustav Klimts „Bauerngarten“ von 1907 zum Aufruf. Mit einem Schätzwert von mindestens 35 Millionen Pfund (ca. 41 Mio. €) zielt man einen neuen Rekordpreis für ein Klimt-Landschaftsbild an: „Litzlberg am Attersee“ hatte 2011 umgerechnet knapp 30 Mio. Euro eingebracht und „Kirche in Cassone“ 2010 rund 30,7 Millionen Euro.
In der heutigen Auktion findet sich auch ein frühes Klimt-Porträt, „Mädchen im Grünen“ (1896): Unklarheiten bezüglich der Provenienz dieses lange verschollen geglaubten Bildes seien mittlerweile geklärt worden, vermeldet das Art Newspaper.

Wer ist der Verkäufer?

Vom „Bauerngarten“-Motiv besitzt das Belvedere noch eine andere Version mit Sonnenblumen, die ebenso wie das Werk bei Sotheby’s 1907 in Litzlberg am Attersee entstand. Das nun angebotene „Bauerngarten“-Bild kam zuletzt 1994 bei Christie’s zur Auktion, wo es laut New York Times um 3,7 Millionen Pfund vom kanadischen Sammler David Graham gekauft wurde.

Wie Times-Reporter Scott Reyburn erklärt, dürfte Graham aber nicht mehr der Besitzer sein: Ein kleiner Vermerk im Katalog offenbart, dass das Auktionshaus selbst das Werk „zur Gänze oder in Teilen“ besitzt.

Dass Auktionshäuser ihre „eigene“ Ware zur Versteigerung bringen, ist nicht unüblich: Oft garantieren sie Einbringern fixe Summen in der Hoffnung, ein besonders exquisites Werk für die Versteigerung zu gewinnen. Wenn sich dann kein Käufer findet, bleibt das Haus auf dem Werk sitzen und muss versuchen, es bei einem späteren Verkauf anzubringen.

Dass sich ein Auktionshaus ein marktfrisches Spitzenwerk vor der Auktion kauft, ist aber ungewöhnlich. Der Wunsch, selbst höheren Profit einzustreichen, könnte dahinter stehen, so Reyburn: „In diesem Prozess werden die Grenzen zwischen Auktion und Kunsthandel verwischt.“

Dass das Klimt-Bild überhaupt verkauft wird, ist indes sicher: Sotheby’s hat sich vorab schon ein „unwiderrufliches Gebot“ gesichert. Abzuwarten ist, ob es auch das höchste Gebot bleibt.

Kommentare