Augenbinde wegen Inszenierung: Dirigent in Italien entlassen

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Der Mailänder Maestro Alberto Veronesi wurde vom Puccini-Festival in Torre del Lago vor die Tür gesetzt, weil er gegen eine Inszenierung protestierte.

Das Puccini-Festival in Torre del Lago, wo der italienische Komponist Giacomo Puccini (1858-1924) seine letzten Lebensjahre verbracht hat, ist in Aufruhr. Die Organisatoren des Festivals haben den Dirigent Alberto Veronesi entlassen, nachdem er am Samstagabend eine umstrittenen Aufführung von "La Bohème" mit einer Augenbinde dirigiert hatte.

Mit der Augenbinde hatte Veronesi gegen die Inszenierung des französischen Regisseurs Christophe Gayral protestiert, der die Puccini-Oper nicht in den 1830er-Jahren, sondern im Frankreich des Jahres 1968 spielen ließ. Die Inszenierung mit der Opernprotagonistin Mimi im Minirock und Protestzügen in Paris bezeichnete Veronesi als "kommunistisch" und als Provokation gegenüber der Rechtsregierung von Premierministerin Giorgia Meloni. Der Dirigent gilt als Sympathisant von Melonis Rechtspartei Fratelli d'Italia (Brüder Italiens).

Mit rechtlichen Schritten gedroht

Nach der Aufführung am Samstagabend beschloss das Festival, sich von Veronesi zu trennen. Dirigent Manlio Benzi wird die nächsten für den 29. Juli sowie den 10. und 25. August geplanten "Bohème"-Aufführungen leiten, kündigte das Festival an. Veronesi erwiderte, er werde die nächsten Aufführung wie geplant dirigieren und drohte mit rechtlichen Schritten, falls man ihn daran hindern werde. "Ich werde im Frack und mit Maske erscheinen. Wenn sie mich nicht dirigieren lassen, werde ich Schadenersatz fordern", so Veronesi nach Medienangaben vom Dienstag. Er wies die gegen ihn erhobenen Vorwürfe der Festivalleitung als "falsch und ideologisch" zurück.

Veronesi erhielt Rückendeckung vom italienischen Kulturstaatssekretär Vittorio Sgarbi, der die "ästhetische Intoleranz" des Dirigenten gegenüber der Opernregie verteidigte. "Das Recht auf Dissens wird von der italienischen Verfassung garantiert", sagte Sgarbi.

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