Etwa über die Farben im Allgemeinen und im Besonderen. Die Blau-Töne in Griechenland, „das sind viele Blaus“, kennt er alle. Viele Sommer verbrachte er auf der kleinen Insel Symi im Ägäischen Meer. Aber auf den Kanaren sind die Blautöne ganz anders. Der Wind peitscht dort das Meer auf. Vorne sind die Wellen meist grün, und bis an den Horizont gehen sie ins tiefe Pariser Blau.
Dabei wollte Krawagna nie Maler werden. „Ich hab das Handwerk beim Vater gelernt, war unentbehrlich in der Fußballmannschaft und bin Skirennen gefahren. Ich wollte gar nicht an die Akademie, aber da war die Mutter dahinter. Sie sagte: ,Die Handwerker saufen so viel‘“, sagt Krawagna lachend im KURIER-Gespräch. „Sie wusste aber nicht, dass die Künstler viel ärger sind.“
Seit knapp zehn Jahren dient ihm ein von Architekt Reinhold Wetschko entworfener Holzbau zur Bundesstraße hin als Atelier, Ausstellungsraum und Kunstdepot.
Die großen Formate entstehen und stehen in der Halle einer alten Werft. Er habe es immer gern, wenn der Grund auf der Leinwand hell bleibt, sagt er. Und wann ist ein Bild fertig? „Das weiß ich auch nie“, ist die entwaffnende Antwort. „Wenn ich glaube, dass es gelungen ist, ist es fertig. Aber da kann ich mich auch täuschen. Ich will dem, was ich gesehen habe, so nahe wie möglich kommen.“
Was nicht ausschließt, dass er manche Bilder nach zwei Jahren wieder übermalt. Geboren 1937 in Klagenfurt, aufgewachsen in Velden, studierte Krawagna in den 1950er-Jahren in Linz, dann an der Akademie Wien, setzte sich intensiv mit Kokoschka, Corinth, Liebermann und Van Gogh auseinander, und ging „dann als ewiger Student“ noch zwei Jahre an die Pariser École des Beaux Arts.
Der einstige Herbert- Boeckl-Schüler wäre am liebsten an der Seine geblieben: „Ich habe es gehasst, zurück nach Kärnten nach Krumpendorf zu gehen. Das war furchtbar für mich, und ich hatte eine große Wut.“
Die Erkenntnis, dass die Heimkehr am Ende kein allzu großes Unglück war, kam erst später. Außerdem wurde der Frust, Paris als Lebensabschnittsgeliebte verlassen zu haben, gemildert durch Studienreisen nach Italien, Frankreich, Griechenland, Indien ... In Afrika – Mali, Senegal und Burkina Faso – war er mindestens 20 Mal. Und überall entstanden Bilderzyklen.
Krawagna geht meist von einer sinnlichen Wahrnehmung aus: „Mein Hauptthema? Ich male vor allem Sachen, die mir auffallen, die ich im Erlebnismoment als Gegenstand nicht einmal erkenne, die mich aber in ihrer Erscheinung begeistern. Durch die Lichteinfälle und Lichtwechsel. Das dauert oft nur ganz kurz. Und das passiert nur, wenn ich nichts tue, nicht Zeitung lese oder Kataloge studiere. Dann springt mir oft etwas ins Auge.“
Es geht ihm ums genaue Erfassen flüchtiger Eindrücke, aber ohne deren naturalistische Wiedergabe. Wie er die Farbklänge orchestriert, steht er in der Tradition der sogenannten „Naturabstraktion“.
Er macht Bilder, nicht Abbildungen. Sie zeigen kein Wo und Was, sondern eine Reaktion des Künstlers, der den Betrachter in den Prozess des Sehens und Reagierens mitnimmt. Was zählt, ist das momentane Erscheinungsbild unter den augenblicklichen Bedingungen – vor allem der Lichtverhältnisse, die den farbigen Eindruck maßgeblich bestimmen.
Augenblicke, die er in der Natur sieht, faszinieren den Künstler. Auf der Leinwand oder am Papier verwandelt er das bekannte Visuelle dann in eine abstrakte Komposition. Die Farbpalette und der Umgang mit dem Motiv ändern sich. Was bleibt, ist – als Motivation des Malers – das Erlebnis von Licht und Farbe. Die Freude zu sein und zu sehen.
Geplant bis 27. 2. Galerie Ernst Hilger, 1., Dorotheergasse 5, www.hilger.at
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