Unterschätzte Schätze
Sein „Gold“ zeigt das Architekturzentrum Wien (Az W) im MuseumsQuartier. Mit dem Edelmetall hat das allerdings nichts zu tun. Mit einem Schatz allemal.
Jubiläumsschau
Denn gezeigt werden zum 20. Geburtstag des Az W neben einer Platte aus der Metallfassade von Günther Domenigs Zentralsparkasse Favoriten u. a. 80 Modelle unter rund 400 Exponaten, Fotos und Pläne etwa zu den Wiener U-Bahn-Stationen von Johann Georg Gsteu, zum Karl-Marx-Hof von Karl Ehns und zu der von Fritz Wotruba aus 152 Betonblöcken geformten Kirche auf dem Sankt-Georgen-Berg am Rand des Wienerwaldes.
Denken. Lernen. Zusammen wohnen. Übernachten. Zelebrieren ... heißen die 18 Kapitel. Direktor Dietmar Steiner wollte die Az W-Sammlung ins Schaufenster stellen, „von der vielleicht die wenigsten wissen, dass es sie überhaupt gibt“. Nicht einmal ein Prozent der sonst in den Hallen einer ehemaligen Metallfabrik in Möllersdorf auf 1700 gelagerten Bestände haben es in die Wiener City geschafft.
Impressionen der Ausstellung
Platz- und Geldnot
Mehr als 630 an Baukunst Interessierte nannten vorab ihre Favoriten via Internetvoting. Beim Ranking mit Abstand führend: Friedrich Achleitners berühmtes Archiv, das – 2009 von der Stadt Wien angekauft – dem Az W zur Nutzung übergeben wurde und seither den Grundstock der Sammlung bildet.
Dazu kamen mittlerweile mehr als 50 Vor- und Nachlässe renommierter Architekten wie Raimund Abraham, Oswald Haerdtl, Wilhelm Holzbauer, Johannes Spalt und Heinz Tesar.
In „Das Gold des Az W“ ist nicht nur viel über das gesammelte architektonische Erbe des 20. Jahrhunderts zu erfahren, sondern auch über dramatische Momente beim Sammeln: Als 2008 schon die Bagger bereit standen für den Abriss der „Stadt des Kindes“, die Fotografin Pez Hejduk das Baudenkmal noch rasch in Bildern dokumentieren und das Az-W-Team noch Einrichtungsgegenstände sicherstellen konnte.
Stimmen aus dem Archiv sprechen. Bilder erzählen spannende Geschichten. Und ein attraktives Begleitprogramm macht Lust darauf, mehr als nur einen Bruchteil des so gar nicht verstaubten Archivs kennen zu lernen. Allein es fehlt an Platz und Geld im Az W.
Dietmar Steiner forderte bereits einmal ein klares Bekenntnis der Politik zur Pflege des baukulturellen Erbes. Und auch in den eventuell frei werdenden Haerdtl-Bau am Karlsplatz einzuziehen, sollte das Wien Museum vielleicht doch ins neue Hauptbahnhof-Areal übersiedeln, kann man sich im Az W sehr gut vorstellen.
Kommentare