Architekturkritiker und Ausstellungsmacher Jan Tabor verstorben

Architekturkritiker und Ausstellungsmacher Jan Tabor verstorben
Der aus Tschechien stammende Publizist und Theoretiker war lange Jahre auch für den KURIER tätig.

Der Architektur- und Kunstkritiker, Publizist und Ausstellungsmacher Jan Tabor ist am 29. Oktober in Venedig gestorben. Das gab am Mittwoch das Architekturzentrum Wien (Az W) bekannt. Er war viele Jahre lang Lehrbeauftragter an der Universität für angewandte Kunst Wien sowie Gastprofessor an der Akademie der Bildenden Künste in Bratislava und an der Technischen Universität in Brünn. Als Publizist hatte er lange Jahre auch für den KURIER Essays und Kunstkritiken verfast; darüberhinaus schrieb er für die Arbeiter-Zeitung, den Falter und die Süddeutsche Zeitung. 2011 wurde Tabor mit dem Preis der Stadt Wien für Publizistik ausgezeichnet.

Tabor wurde 1944 in Poděbrady (heute: Tschechische Republik) geboren und emigrierte nach der gewaltsamen Niederschlagung des Prager Frühlings nach Wien. Dort setzte er sein in Brünn begonnenes Studium der Architektur und Raumplanung an der Technischen Universität fort und schloss 1973 ab.

Zu den von ihm im Wiener Künstlerhaus verantworteten Ausstellungen zählen „Kunst und Diktatur: Architektur, Bildhauerei und Malerei in Österreich, Deutschland, Italien und der Sowjetunion 1922 - 1956“ (1994), „Kunst, verbaut. Die 90er. Ende der Trennung!“ (1998) und „Die Enzyklopädie der wahren Werte“ (2006). 

Wahre Werte

Ein Anliegen dieser Ausstellungen war, der jungen Architekturszene Aufmerksamkeit zu verschaffen und ihren Protagonist*innen zu ermöglichen, ihre Ideen und Gedanken in eine abstrakte, aber konkrete Form umzusetzen und in der Öffentlichkeit zu testen. Mit diesem Anliegen gründete Jan Tabor 2002 mit anderen das „forum experimentelle architektur“, das zahlreiche Symposien, Exkursionen, Installationen im Stadtraum, Diskussionsveranstaltungen und Vorträge veranstaltete.

„Jan Tabor stand bei den Veranstaltungen gerne als unkonventioneller Denker, als vielwissender ad-hoc-Vortragender und als fröhlicher, herzhafter und einnehmender Gestalter und Moderator im Mittelpunkt“, hieß es heute im Az W-Nachruf. „Zugleich Motivator, bot er vielen Menschen eine Chance ihre Ideen, Gedanken, Projekte, Forschungsergebnisse oder auch ihr Lebenswerk einer Öffentlichkeit vorzustellen.“

In den vergangenen Jahren widmete sich Jan Tabor dem multidisziplinären Großprojekt „urbo kune“ . In der Kunstkolchose Mikulovice bei Znaim verwirklichte erb seine eigenen Visionen  experimenteller Raumgestaltung und nachhaltigem Leben am Land.

Kommentare