"Arbeitersaga": Schmerzhafter Abgesang auf die Sozialdemokratie

Michaela Bilgeri ist als Doku-Filmerin verzweifelt, Martina Spitzer war einmal eine kesse Biene.
Teil 1 und 2 der Fernsehserie „Die Arbeitersaga“ von Peter Turrini und Rudi Palla - von heute aus betrachtet im Werk X Meidling

Nach der Fernsehserie „Die Alpensaga“, die in den 70er-Jahren für gehörig Aufregung gesorgt hatte, wandte sich Peter Turrini der Stadt und dem Roten Wien zu: Von 1983 an schrieb er mit Rudi Palla an den Drehbüchern für einen Vierteiler, der im ORF den bewusst harmlosen Arbeitstitel „Auf eigenen Beinen“ hatte. Erzählt wurden die Lebensgeschichten mehrerer Figuren, die als „revolutionäre Sozialisten“ Karl Marx anbeteten.

„Die Arbeitersaga“ beginnt optimistisch: Karl Blaha gelingt es trotz der Kriegsendwirren 1945, ein Plakat für die Demonstration am 1. Mai zu drucken. Doch Turrini und Palla stimmten im Endeffekt kein Jubellied auf die Sozialdemokratie an, sondern einen Abgesang. Denn die Ideale wurden verraten, Seilschaften übernahmen die Macht.

Wie visionär „Die Arbeitersaga“ war, zeigt sich erst jetzt in aller Klarheit – im Werk X in Meidling: Ali M. Abdullah und Harald Posch beauftragten vier Regisseure, je einen Teil für die Bühne zu bearbeiten. Die Premiere der ersten Double-Feature-Show fand am Donnerstag statt, jene der zweiten folgt am 16. Jänner. Klarerweise wurden die Drehbücher zu „Das Plakat“ und „Die Verlockung“ nicht 1:1 nachgespielt: Die beinharten Interpretationen von Kurt Palm und Helmut Köpping sind Reflexionen über die Gegenwart – anhand der Serie. Und in beiden Teilen geht es prinzipiell um die Frage: Wann hat es eigentlich angefangen schiefzugehen?

Köpping bleibt in seiner vielschichtigen Umkreisung relativ nahe an der Vorlage: Seine fünf rot-schwarz gewandeten Spieler (darunter Susi Stach) schrauben emsig an der Zukunft – und stellen decouvrierend die Bewegung der Bewegung nach (das Händeschütteln der Genossen am 1. Mai).

Kommentare