Anna F. mit Band: Psychedelische E-Gitarren und Lebensfreude

Anna F. mit Band: Psychedelische E-Gitarren und Lebensfreude
Die in London lebende Steirerin hat die Band Friedberg gegründet und dem Singer/Songwriter-Sound ade gesagt

Die Mojave Wüste im Westen der USA bietet nichts als die berühmten Joshua Trees, unendliche Weite und Stille. Dorthin hat sich Anna F., die 2009 mit „Time Stands Still“ europaweit bekannt wurde und daraufhin im Vorprogramm von Lenny Kravitz tourte, 2018 zurückgezogen, um den Sound ihrer Band Friedberg zu kreieren. Den stellte sie 2019 mit zwei Songs vor, die sofort Platzierungen in Sport-Shows und Programmen von der BBC und Netflix eroberten.

Soeben ist mit „Yeah Yeah Yeah Yeah Yeah Yeah Yeah Yeah Yeah“ die erste EP erschienen, die mit von E-Gitarren dominierten tanzbaren Beats punktet und fünf frische, mit psychedelischen Elementen angereicherte Songs bietet, die im Gegensatz zu den früheren Songwriter-Klängen stehen.

„Nach dem dritten Album war mein Plattenvertrag ausgelaufen und ich wollte weg von allem“, erzählt die als Ann Wappel im steirischen Friedberg geborene Musikerin im Interview mit dem KURIER. „Ich war vor ein paar Jahren in der Mojave Wüste, als ich für eine Doku auf den Spuren der Beatpoeten Jack Kerouac und Allen Ginsberg von New York nach San Francisco gefahren bin. Ich fand die Gegend faszinierend – auch, weil wir in dem Joshua Tree Inn waren, in dem Musiker wie die Rolling Stones rumhingen, LSD nahmen und Songs geschrieben haben. Diesmal hab ich mir eine kleine Hütte gemietet und angefangen zu schreiben.“

Mit dem Resultat der Sessions hatte die mittlerweile in London lebende 35-Jährige das Gefühl, „endlich das zu machen, was ich immer wollte“. Das heißt nicht, dass sie den Singer/Songwriter-Sound nicht mochte. Aber: „Ich war damals als Künstlerin sehr unsicher und es gab viele Leute, die mir sagten, mach das und mach das“, erklärt sie. „Und weil die Karriere so plötzlich losging, gab es auch nie die Zeit, zu reflektieren und herauszufinden, was ich wirklich will. “

Die Bestätigung dafür, dass sie in der Wüste auf dem richtigen Weg war, kam mit dem Umzug nach London. Dort traf sie die Gitarristin Emily Linden, die ihrerseits Bassistin Cheryl Pinero und Drummerin Laura Williams kannte. Schon beim ersten Zusammenspiel der Vier im Proberaum war da „so eine krasse Energie, dass ich wusste, dass ich das mit ihnen machen will.“ Dass Friedberg eine reine Frauenband ist, ist aber eher Zufall: „Das ist cool, aber es ging mir darum, dass die Chemie gepasst hat.“

In den Themen der Songs, die sie alle alleine schreibt, geht Anna F. immer von sich und eigenen Erlebnissen aus. Sie singt über toxische Beziehungen, widmet den Titelsong „Yeah“ der Lebensfreude und schrieb „Lizzy“ – beeinflusst vom Studium der englischen Literatur – auf dem Heimweg von einer Party in Süd-London.

„Da war ich ziemlich betrunken und mir kam das Gedicht ‚The Love Song of J. Alfred Prufrock‘ von T. S. Eliot in den Sinn, in dem Michelangelo vorkommt. In meiner Fantasie habe ich Michelangelo mit einem Gin & Tonic in der Hand vor mir stehen gesehen. Der Song handelt davon, wie man in eine andere Realität driften kann, in der alles möglich ist und man sich frei fühlt.“

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