Surrealistische Visionen, Erlösung und der letzte Atemzug

Anna Calvi live: 5. 3. Wien/Chaya Fuera. Bei Ö-Ticket gibt es noch Karten für das Konzert-Highlight.
Anna Calvi stellt am 5. März im Chaya Fuera in Wien ihr großartiges Album "One Breath" vor.

Ein Atemzug. Und dann ist alles anders. Das Leben hat sich komplett verändert. Als Anna Calvi ihr jüngstes Album "One Breath" schrieb, erlebte die Britin das gleich mehrmals.

"Ich hatte eine sehr turbulente Zeit", erzählt sie im Interview mit dem KURIER. "Mein Privatleben war in Veränderung und jemand aus meiner Familie war gestorben. All das hat sich in diesen neuen Songs festgesetzt. Ich habe über extrem persönliche Dinge geschrieben – weit mehr als auf dem ersten Album. Aber ich entschied mich, das passieren zu lassen und nicht gegenzusteuern und etwas zu machen, das sich sicherer anfühlte."

So ist "One Breath" noch intensiver als Calvis Debüt von 2011. Musikalisch bleibt sie ihrem auf E-Gitarre und ihrer kraftvollen Stimme basierenden Sound von damals treu – und erweitert ihn mit dichter Perkussion und vielstimmigen Passagen.

Klassisch ausgebildet

"Ich habe während der Aufnahmen immer wieder ,Rain Dogs‘ von Tom Waits gehört und wollte die Art, wie er aus Perkussion melodische Texturen entstehen lässt, auch für mich verwenden", erklärt die klassisch ausgebildete Violinistin. Den vielstimmigen Gesang hat sie von Rachmaninow und Rossini, die sie in der Produktionsphase von "One Breath" ebenfalls viel hörte: "Mit der Stimme kann man sich sehr instinktiv ausdrücken – und das hat mich fasziniert."

Dass der Titelsong – er beginnt mit gehetztem Gesang und wird in der Mitte plötzlich zu einem schwebenden Violin-Stück – vom letzten Atemzug vor dem Tod handelt, will sie so nicht stehen lassen. "Auf jeden Fall geht es um Spannung und Erlösung. Und ich wollte, dass die Erlösung wirklich befreiend und überwältigend klingt. Das kann das Abdriften ins Licht nach dem Tod symbolisieren. Es könnte aber auch nur um eine große Veränderung gehen."

Allerdings gibt Calvi zu, dass sie gerne mit surrealistischen Traumbildern spielt. "In Träumen wie auch in surrealistischen Filmen sind Schönheit und Abscheuliches sehr nah beisammen. Diese Nähe hat mich während der turbulenten Zeit auch extrem beschäftigt."

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