Amsterdam: Imposanter Hotspot für Cineasten

Amsterdam: Imposanter Hotspot für Cineasten
Die österreichischen Architekten Delugan Meissl schufen mit dem Filmmuseum "Eye" in Amsterdam einen echten "Eyecatcher".

Wie ein Kristall liegt es am Flussufer: Eye, das neue Filmmuseum in Amsterdam der österreichischen Architekten Delugan Meissl, das am 4. April vis-à-vis vom Hauptbahnhof eröffnet wird.

"Die glatte kristalline Geometrie der Flächen reflektiert das Licht und lässt das Gebäude – auch aus der Ferne – im Wechsel der Lichtverhältnisse kraftvoll und optisch immer wieder anders in Erscheinung treten", sagt Roland Delugan.

Gesucht war am Anfang vor allem ein Architekt mit einer Vision. Das Ergebnis hat 30 Millionen Euro gekostete und ist spektakulär ausgefallen: ein asymmetrischer, schnittiger Bau stemmt seinen massigen Körper spielerisch in die Luft, kraftvoll wie das nur auf drei Punkten ruhende Porsche Museum Stuttgart.

"Es ist ein für Holland völlig atypischer Bau, der ziemlich auffällt. Er wird als Exot gesehen, allerdings sehr wohlwollend", sagt Dietmar Feistel von Delugan Meissl.

"Für unsere Architektur ist charakteristisch, dass wir nicht eine große Geste über das Gebäude stülpen, sondern dass es einen Kern gibt, der von einer Funktion, einer Beziehung von innen und außen oder von einem anderen zentralen Parameter ausgeht."

Neu-Inszenierung

Amsterdam: Imposanter Hotspot für Cineasten

Bisher befand sich das Filmmuseum – das mit einer Sammlung von rund 40.000 Filmen nach London zweitgrößte in ganz Europa – in einer schönen Villa im Vondel-Park mitten in der Altstadt. Schon früh hatte man begonnen, alte Filme auszugraben, zu re­staurieren und dem Publikum zugänglich zu machen.

Jetzt hat man sich an einem neu­ralgischen Punkt der Stadt neu in Szene gesetzt: Die hölzerne Arena als räumlicher Focus und Kommunikationsplattform mit Blick auf die City, Café, Bar und Stiegen mit Sitzkissen sollen das mit Deckenlampen des dänisch-isländischen Künstlers Olafur Eliasson ausgestattete Eye zum Hotspot für Stadtflaneure und Cineasten machen.

"Ausgangsbasis war ursprünglich die These: Film ist Illusion, die durch bewegtes Licht erzeugt wird. Dieses Prinzip haben wir in Architektur übersetzt", so Roman Delugan. "In diesem Stadium war das Gebäude eine Art Leinwand, auf der ein Film aus Licht, Stadt und Landschaft gezeigt wird."

Neuer Kinotypus

Amsterdam: Imposanter Hotspot für Cineasten

Aus der Grundidee eines Gebäudes als Bühne wurden vier Kinosäle, darunter ein Premierensaal für 350 Zuschauer, ein großer Ausstellungsraum und interaktive Besucherbereiche. Delugan: "Wir wollten einen neuen Kinotypus entwickeln, einen In-Between-Space mit Mehrwert, der über den konventionellen Kinobesuch hinaus geht. Die Herausforderung war, unter schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen ein modernes Film-Institut zu entwerfen, das viele unterschiedliche Anforderungen erfüllt."

Dabei galt es, auch mit den unbewussten Dimensionen zu arbeiten: Räume zu schaffen, die jenseits von Funktionalität auch ans Unbewusste und an die Emotion appellieren bzw. beides anregen und ausdrücken. Oder wie Delugan sagt: "Wer unsere Architektur benutzt, wird in der Raumerfahrung mit­aktiviert – intellektuell, physiologisch und emotional."

Dynamiker: Bauten wie Raumschiffe

Amsterdam: Imposanter Hotspot für Cineasten

Büro: 1993 gründeten Elke Delugan-Meissl und Roman Delugan die Delugan Meissl ZT GmbH, 2004 zu Delugan Meissl Associated Architects (DMAA) erweitert. Die Gruppe bezeichnet die Form ihrer Architektur gern als "dynamisch".

Projekte: Ihr Steckenpferd war zuerst der Soziale Wohnbau. Dann fand die Gestaltung ihres eigenen Hauses "Ray 1" 2003 international Beachtung. 2004 das Apartment "Deep Surface" in Peking und das Porsche-Museum in Stuttgart (2008).

Kommentare