Aus der Osteria auf die Bühne (mit Umweg über Basketball)

Ambrogio Maestri in der neuen Falstaff-Produktion
Ambrogio Maestri singt wieder an der Staatsoper den "Falstaff". Premiere ist am Sonntag.

Den Reis rösten, bis er golden ist; Safran; und ständig rühren: Ambrogio Maestri verrät bereitwillig sein Risotto-Geheimnis. Der freundlich rumpelnd lachende Bariton lässt sich auf seiner Webseite beim Kochen zusehen; das Video zum Risotto mit Wurst und Schwammerln ist sogar das bisher erfolgreichste des Sängers (das Risotto mit Speck landete hinter "Elisir d’amore" und "La Traviata").

Aber auch in seiner Paraderolle ist Maestri online zu erleben, als Falstaff nämlich, den er ab Sonntag wieder an der Wiener Staatsoper singt.

"Ich hatte selbst einen Start ähnlich wie Falstaff: im Wirtshaus", sagt Maestri im KURIER-Gespräch. "Meine Mutter hatte eine Osteria, da trafen einander die Menschen, bevor sie in die Scala gingen." Auch Verdis Oper startet im Gasthaus: Dort ist Falstaff, eine aus mehreren Shakespeare-Vorlagen gebildete Figur, in einer unangenehmen Situation, nämlich geldlos. Und so nehmen die humorigen Verwicklungen ihren Lauf, an deren Ende Falstaff als Genarrter dasteht.

Noch nicht zu viel

Maestri hat diese Verwicklungen schon in vielerlei Ausformung durchlebt: Er hat den Falstaff in aller Welt gesungen. Gibt es auch zu viel Falstaff? "Möglich! Aber bis jetzt nicht", sagt Maestri. Es sei jedoch eine Herausforderung, die Rolle so zu singen, dass es keine Kopie seiner selbst ist. "Man lernt aus der Vergangenheit für die nächste Interpretation."

Nun sei er, ausgerüstet mit seinem Falstaff-"Werkzeugkasten", nach Wien gekommen, um die Interpretation zu "etwas Besonderem" zu machen. Und Maestri ist sicher, hier etwas Neues zu lernen – "angesichts der Kaliber, mit denen ich hier zusammenarbeiten darf".

Zubin Mehta dirigiert seit Jahren wieder im Haus am Ring. Die Regie von David McVicar, angesiedelt in der Shakespeare-Zeit, geht nicht zuletzt auf Mehtas Wunsch zurück. Maestri (Jahrgang 1970) fühlt sich in der Produktion "wie zu Hause angekommen". Es werde die Schwere spürbar gemacht, die das Stück abseits des Komischen hat, "auch die Einsamkeit und das Dreckigsein". Seine Sänger-Profikarriere startete er spät, erst mit 29 Jahren. Davor war er Basketball-Profi. "Aber meine Leidenschaft galt immer dem Singen. Deswegen musste das Team nach dem Match immer mit mir unter der Dusche singen."

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