Alte Schlagertexte für die neuen Sänger

Eines der Lieder, deren Text von Erich Meder stammt
Erich Meders kleine Schaffnerin und der Donaudampfschifffahrtsgesellschaftskapitän könnten manches Repertoire vergrößern.

Otto Schenk, der während der Nazizeit als Kind gern bei Erich Meder in der Lenaugasse 11 war, weil dessen kleine Wohnung "eine Insel der Seligen" war, wo sich Verfolgte trafen – Schwule und Anti-Nazis – sagt heute über den in Vergessenheit geratenen Schlagertexter:

"Das war das Schöne, das war das Insulare, möchte ich fast sagen, diese Gnade, dass man gewusst hat: Da ist kein Nazi. Da ist einer, der den Humor rettet – über die böse Zeit."

Friseur Miksch

Von Erich Meder stammt der Text zum Lied vom Wurschtl, den keiner derschlag’n kann (und mit dem Heinz Conrads in so vielen Radio- und TV-Sendungen auftrat), von der "lieben kleinen Schaffnerin" erzählte er, vom "Alten Sünder", und "Bitt’ Sie, Herr Friseur" war "ein zentrales Lied" für Willi Resetarits: In den 1950ern kam alle 14 Tage ein Herr Miksch in die Zimmer-Kuchl-Wohnung, ein Friseur der offensichtlich pfuschen ging ... "Bittschen Herr Friseur, nehmen S’ Ihna Scher, machen S’ bisserl klapp-klapp-klapp und schneid’n S’ die Haar mir ab."

Alte Schlagertexte für die neuen Sänger
Schlagertexter meder

Erich Meder - Foto oben - bezog aus Schallplatten-Lizentverträgen zeitweise mehr als der damals bekannteste Schlagerkomponist Hans Lang (nämlich 105.000 Schilling im Jahr 1952). Seine absurden Texte, oft für Peter Igelhoff geschrieben, wie "Dieses Lied hat keinen Text" oder "Donaudampfschifffahrtsgesellschaftskapitän" machen Meders Biografen Wolfgang Stanicek hoffnungsfroh: Es könnte ein Wiederkommen, ein Aufleben geben.

Stanicek: "Mit Neuadaptionen – man denke an Ambros singt Moser – könnten ’Verrückte’ wie Voodoo Jürgens oder Seiler & Speer auf dieses alte Repertoire aufmerksam werden."

Björk holte sich 1995 immerhin Meders "Jetzt ist es still" für ihren sehr lauten Song "It’s Oh So Quiet".

Die eben erschienene Biografie zeigt auch, wie man blödeln kann und etwas subversiv – trotz ständiger Angst, denn das Konzentrationslager drohte: Meder war homosexuell. Er lebte mit seinem Partner zusammen (trotzdem, und 30 Jahre glücklich). Niemand denunzierte ihn.

Wolfgang Stanicek: "Erich Meder – Ein Schlagertexter als Chronist der Wiener Seele" Herausgegeben von Wolfgang Bacher. Kral Verlag. 193 Seiten, 26,90 Euro

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