Alte Meister bald in neuem Glanz

Öffentlich zugänglich: Seit 2013 arbeiten und forschen die Restauratoren im Oberen Belvedere an acht wertvollen mittelalterlichen Holztafelgemälden von Rueland Frueauf d. Ä.
Live dabei, wenn Experten ein Meisterwerk der Kunstgeschichte restaurieren und erforschen.

Der Zahn der Zeit nagt an Skulpturen, Gemälden und Tafelbildern: der Firnis dunkelt, das Holz reißt, die Farbe blättert ab.

Das ist die Stunde der Restauratoren: Im Oktogon des Oberen Belvedere arbeiten und forschen sie seit mehr als einem Jahr an einem Meisterwerk aus dem Mittelalter, dem Flügelaltar von Rueland Frueauf d. Ä. (1440/’45 bis 1507).

Wobei an zwei Tagen in der Woche die Türen zur temporären Werkstatt im Oktogon geöffnet sind. Besucher können hier die Arbeit der Restauratoren live und aus nächster Nähe beobachten.

Rueland Frueauf zählt zu den "einflussreichsten Künstlern an der Wende vom Mittelalter zur frühen Neuzeit im österreichisch-bayerischen Raum zählt", erklärt die Belvedere-Direktorin Agnes Husslein-Arco, und schuf um 1490 ein Altarensemble.

Werk der Spätgotik

Die acht Flügelbilder gehören heute in die Sammlung Mittelalter des Belvedere. Sie zählen zu den bemerkenswerten malerischen Werken der Spätgotik im mitteleuropäischen Raum und werden in der ersten umfangreichen Rueland-Frueauf-Schau im Herbst 2015 im Unteren Belvedere gezeigt werden.

Dass auch Kunstobjekte der Vergänglichkeit unterliegen, ihr Überleben oft Zufall der Geschichte oder aber Ergebnis einer restauratorischen Pflege, Behandlung oder gar Instandsetzung ist, zeigt sich an diesen Bildern.

Bei Infrarotaufnahmen wurde die Unterzeichnung der Malerei durch die Malschichten hindurch sichtbar. Auch Kittungen, Retuschen und Verletzungen im Malschichtaufbau können sich dabei abzeichnen. So wurde festgestellt, dass es im Lauf der Jahrhunderte bereits mehrere Restaurierungsphasen gegeben hat.

Diskrete Konservierung

"Zuerst geht es jetzt um die Abnahme alter, farblich veränderter Retuschen und des vergilbten und uneinheitlichen Firnis", sagt die Projekt-Leiterin Brigitte Futscher im KURIER-Gespräch. "Dann ist das Ausmaß der Grundier- und Malschichtverluste zu sehen. Die Fehlstellen werden mit einer exakten Retusche farblich integriert."

Alte Meister bald in neuem Glanz
Die führt die Restauratorin Isabella Gmeindl mit Aquarellfarben in feinen Pinselstrichen durch, ehe sie danach einen dünnen Firnis als Schutzüberzug aufträgt: "Einerseits sollen die Sicherung und die Stabilität der Gemälde wiederhergestellt, andererseits auch das ästhetische Erscheinungsbild – mit Respekt – wieder zur Geltung gebracht werden."

Bisher noch nicht klären konnte Stefanie Jahn, die Leiterin der Abteilung Restaurierung im Belvedere, die elementare Frage, ob diese künstlerisch herausragenden Werke, die Szenen der Passion Christi und des Marienlebens zeigen, dem Salzburger Dom oder der Abtei St. Peter zuzuordnen sind: "Wir haben leider keine schriftlichen Belege. Aber zur Herkunft wird noch geforscht."

Und wie weit gehen die Eingriffe des Konservierens, Restaurierens und Rekonstruierens, um den Meisterwerken jenen oft verloren geglaubten Glanz der künstlerischen Vollendung wieder zurückzugeben? Um sie in ihrem Bestand und Aussehen für zukünftige Generationen zu sichern?

Die Restauratoren antworten darauf ebenso einfach wie diplomatisch: Eine Restaurierung gilt dann als gelungen, wenn sie sich als solche erst gar nicht bemerkbar macht.

INFO: Schaurestaurierung bis Herbst 2015, Oberes Belvedere, Di. und Do., 10 bis 18 Uhr

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