Alte Hadern mit Swing wieder aufgepeppt

Sänger mit wandlungsfähiger Stimme und Swing-Faible: Roger Cicero
Stimmungsvoller Start beim Jazz Fest Wien: Roger Cicero war mit seinem Projekt "Jazz Experience" in der Staatsoper. Wie er selten zu hören ist.

Er ließ seine "Männersachen" diesmal zu Hause. Und erst recht: "Frauen regier’n die Welt", den deutschen Beitrag zum Eurovision Song Contest 2007.

Roger Cicero hat sich mit Big Band Swing plus hintersinnigen deutschen Texten einen Namen gemacht. Seine Single von 2014 trägt den Titel "Wenn es morgen schon zu Ende wär". Und sein aktuelles Programm heißt: "Cicero sings Sinatra".

Aber am Mittwoch hatte der gebürtige Berliner und Wahl-Hamburger mit rumänischen Wurzeln in der fast ausverkauften Staatsoper ein Trio im Reisegepäck und ein "Sammelsurium seiner absoluten Lieblingstitel".

Denn seine "Jazz Experience"-Konzerte sind eine Mischung aus Standards, Klassikern und Coverversionen im Jazz-Gewand.

Zuerst intoniert der Jazz-Pop-Sänger, der mit Schirmmützchen am Kopf auf der Bühne immer wieder gern das Luftpiano spielt, damit die Hände auch etwas zu tun kriegen, einen Standard als Warm-up im Scat-Stil munter die Tonleiter rauf und runter.

Sein klassisches Jazz-Trio mit Matthias Meusel (Schlagzeug), Hervé Jeanne (Bass) und Maik Schott (Piano) kann den Swing sowieso aus dem Effeff.

Darauf folgt "Shower The People" von James Taylor, dem unspektakulären, stillen Star unter den Singer/Songwritern der 1970er- Jahre, und eine Belehrung des Publikums, wie es Begeisterung zu zeigen habe.

Evergreen

Bei der Version von "I'm in the Mood for Love" des legendären Saxophonisten James Moody, zum Liebesduett "Moody’s Mood" verwandelt, übernimmt der Sohn des Pianisten Eugen Cicero auch kurzerhand den weiblichen Part. Und lässt seinen Sidemen viel Raum zur eigenen Entfaltung und für inspirierte Soli.

Noch ein Griff ins Schatzkästchen ganz persönlicher Song-Preziosen: Bei "Keep it Loose, Keep it Tight" von Amos Lee schmelzen Ciceros Stimme und die Herzen der Fans dahin.

"50 Ways to Leave Your Lover" singt er leicht näselnd wie einst Paul Simon selber: "‚The problem is all inside your head‘ , she said to me ..."

Der Höhepunkt ist mit dem Hinweis auf eine "musikalische Urgewalt" erreicht: Stevie Wonders Song "Boogie on Reggae Woman" ist nichts für Sesselkleber. Und Cicero in Geberlaune: Unter den Encores ist das australische Volkslied "Waltzing Matilda". Und am Ende lächelt er, dass man nicht weiß: Lächelt er über sich, über uns oder über das Leben allgemein.

KURIER-Wertung:

INFO: Am Freitag, 3.7., gastiert die niederländische Pop- und Jazzsängerin Caro Emerald in der Oper (19.30 Uhr)www.viennajazz.org

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