Als man Gott im Käsebrot suchte
Es war die Zeit, als es blau verpackte Milchschokolade um einen Schilling gab; und hellgrüne mit Haselnuss.
Bzw. – so könnte man singen, wenn es zu diesem Text eine Melodie geben tät’:
"I erinner mi no wia des damals war
mitn dreckign Parka und mit lange Haar
und mei Vater hat gsagt na du schaust aus
und mei Mutter hat gmant so gehst ma net ausn Haus
und in Radio hams die Beatles gspült
und i hab mi so unhamlich leiwand gfühlt ...
Georg Danzers Erinnerung an die späten 1960er Jahre. Dieses Lied war von ihm "vorgesehen" gewesen. Es kam nicht dazu. Danzer starb 2007 an Lungenkrebs ("20 Zigaretten hab’ ich täglich geraucht, da war ich 13"). Jetzt haben die Zeilen in dem Buch "Träumer" Platz gefunden.
Es sind zum Teil bisher unveröffentlichte Texte, und einige hätten unveröffentlicht bleiben können.
Verätzt
Aber es geht ja vor allem darum, dass nicht zutrifft, was Rainhard Fendrich besungen hat: dass Erinnerung nur a Reifenspur im Sand ist. Darf nicht sein, bei Georg Danzer schon gar nicht.
Deshalb gibt’s – am 7. Oktober wäre sein 70. Geburtstag – unter dem Titel "Lass mi amoi no d'Sunn aufgeh' segn" eine Sammlung von Konzertmitschnitten. Mehrere andere CDs und Schallplatten kommen außerdem remastered auf den Markt.
Und das Buch "Träumer" ist schon erschienen.
Man erfährt darin einiges über seine Schulkollegen ("unsensible Arschlöcher") und dass ihm Heinz Conrads die seelischen Geschmacksnerven verätzte.
Wien war damals nicht besonders swinging, und die alten Lehrer erzählten von ihren "Abenteuern" in Russland. Zitat Danzer: "Wir suchten Gott in einem Käsebrot, weil wir ihn in den Menschen nicht mehr finden."
Er fand schließlich "die Kirche, meinen Tempel, mein Asyl" anderswo: bei Lennon, McCartney, bei den Rolling Stones und den Kinks.
Georg Danzer:
„Träumer“
Herausgegeben von Franz Christian Schwarz.
Ueberreuter Verlag.
160 Seiten. 19,99 Euro.
KURIER-Wertung: *** und ein halber Stern
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